Erdfälle aufgrund unterirdischer Sturzfluten?

Iss' doch wohl keine Erklärung nötig, oder?
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KoratCat
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Erdfälle aufgrund unterirdischer Sturzfluten?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Nov 02, 2010 10:17 am

Schlagzeilen macht gerade ein Dorf in Thüringen, wo sich mitten in einem Wohngebiet ein Krater aufgetan hat:

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Die Erdfälle mehren sich weltweit, auch in unserem Amphur Nonthai hatten wir unlängst schon zwei. Experten sagen, durch das vermehrte Zupflastern mit Wohnflächen und Straßen und die dadurch beeinträchtigten Aufnahmemöglichkeiten der Erdoberfläche für Regenwasser ins Grundwasser werden im Untergrund zunehmend regelrechte Sturzfluten ausgelöst, die unterirdisch Kanäle suchen, Erde verlagern, Hohlräume schaffen, und dadurch Erdfälle auslösen.

Also was steht uns hier in Thailand in kommenden Jahren noch bevor aufgrund der jetzigen Fluten, die ggfs. momentan an verschiedenen Stellen als unterirdische Sturzfluten wüten? Ein Krater, wo jetzt noch mein Haus steht? :spin
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Re: Erdfälle aufgrund unterirdischer Sturzfluten?

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Nov 02, 2010 4:18 pm

Plötzliche Erdrisse

Experten warnen vor der Gefahr aus der Tiefe

Der Einsturzkrater in Thüringen ist kein Einzelfall: Bergbau, Regen, Grundwasserförderung und Tunnelprojekte höhlen den Boden in vielen Gegenden aus - zahlreiche unterirdische Gänge sind unbekannt. Eine schwedische Stadt muss sogar umziehen, um nicht vom Erdboden verschluckt zu werden.

Im thüringischen Schmalkalden ist die Erde aufgerissen: Ein sporthallengroßes Loch klafft im Boden, es hat ein Auto verschluckt. Dutzende solcher Bodeneinstürze, sogenannter Erdfälle, gab es dieses Jahr bereits in Thüringen. Auch in anderen Bundesländern kann der Boden auf einmal wegsacken - die Festigkeit der Erde ist oft trügerisch.

Erdfälle lassen sich nicht vorhersagen, schreibt das Bayerische Landesamt für Umwelt in einem Resümee aus diesem Jahr. Sie könnten "zu jeder Zeit und ohne jegliche Vorwarnung auftreten und zu Personen- und Sachschäden führen", ergänzt der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen. Experten können lediglich Risikogebiete eingrenzen. Besonders gefährdet sind Bergbauregionen und Landschaften mit Salz- oder Kalkböden, sogenannter Karst.
Wasser ist die treibende Kraft im Untergrund. Im Grundwasser enthaltenes Kohlendioxid löst Salz, Kalk oder Gips, das Wasser spült Sand fort. Die Einsturzkrater nennen Geologen Dolinen. Thüringens Boden besteht weitenteils aus Gips und Kalk. Vor allem die Karstlandschaft im Kyffhäuserkreis und der Schiefergebirgsrand zwischen Saalfeld und Gera sind gefährdet. Mitunter stürzt die Erde großräumig ein: Der zehn Hektar große Burgsee in Bad Salzungen etwa entstand bei einem Erdfall in prähistorischer Zeit.

"In regnerischen Monaten gibt es grundsätzlich mehr Erdfälle als in trockenen", sagt Jürgen Wunderlich von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG). Flüsse bahnen sich breite unterirdische Wege: Die Donau etwa versickert bei Immendingen und taucht erst zwölf Kilometer weiter in der Aachquelle wieder auf.

Unbekannte Stollen

Früher kannten Menschen instabile Gebiete meist, sie gründeten Dörfer auf felsigem Grund - eben dort, wo keine Löcher klafften. Doch zunehmend destabilisieren Bauprojekte den Boden. Vor allem Tunnel- und Bergbau sowie Grundwasserförderung durchlöchern den Boden. Die Kommunen müssten vorsichtig bei der Ausweisung von Baugrund sein, betont der Geologe Wunderlich.

Im Ruhrgebiet können Erdfälle praktisch überall passieren. Schätzungen zufolge ereignen sich in dem ehemaligen Bergbaugebiet pro Jahr etwa hundert Tagesbrüche. Jahrhundertelang haben Kumpel Kohle aus dem Boden geholt. Viele Stollen wurden auf Karten nicht eingetragen. Vermutlich stehen Hunderte Häuser und Straßen auf unbekannten Hohlräumen.

Mancherorts senkt sich der Boden allmählich, ehemals ebenerdige Dörfer liegen nun in 30 Meter tiefen Senken. Im Nordosten der Niederlande an der Grenze zu Niedersachsen ist der Boden seit den siebziger Jahren um 30 Zentimeter abgesunken. Schuld ist die Gasförderung, sie höhlt die Erde aus.

Unter unseren Füßen hat sich eine Parallelwelt ausgebreitet. Ein dichtes Netz von Kanälen, Tunneln und Geheimgängen durchzieht den Boden. In manchen Städten unterqueren Tunnel Wolkenkratzer in mehr als 50 Metern Tiefe. Immer wieder gibt das Erdreich urplötzlich nach und erzeugt größere Löcher:
1913 entstand unweit von Osnabrück der 320 Meter lange und 140 Meter breite Erdfallsee, eine mit Grundwasser vollgelaufene Doline - sie ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.
1970 krachte bei Vlotho in Nordrhein-Westfalen eine Moorlandschaft ein, nachdem bei der Mineralwasser-Förderung Gipsschichten ausgewaschen worden waren.
In München stürzte 1994 ein Linienbus in eine U-Bahn-Baustelle.
Im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt riss im Frühjahr 2000 der Spielplatz eines Kindergartens 15 Meter tief auf, Kinder waren glücklicherweise gerade nicht auf dem Gelände.
2005 krachte in Barcelona ein Haus in einen Schacht; benachbarte Hochhäuser mussten daraufhin abgerissen werden.
Vor drei Jahren stürzten in São Paulo und in Guatemala-Stadt U-Bahn-Baustellen zusammen, Häuser und Autos fielen Dutzende Meter in die Tiefe.
Im März 2009 fiel in Köln das Stadtarchiv in ein Loch. Grundwasser war in eine schlecht gesicherte Baustelle geschossen.
Geraten Stollen großflächig in Bewegung, kann die Erde weiträumig beben - so wie 2008 im Saarland, als Kohleschichten einstürzten. Am 13. März 1989 zerstörte der Zusammenbruch einer Salzmine in der Ortschaft Völkershausen zahlreiche Gebäude; das Beben der Stärke 5,7 war eines der heftigsten der vergangenen Jahrhunderte in Mitteleuropa.

Warnung für die Anwohner

Es werde immer mehr Erdfälle geben, warnt bereits seit Jahren der Geologe Tony Waltham von der Nottingham-Trent-Universität in Großbritannien. Gebäude und Straßen versiegelten immer mehr Erdreich, weshalb Regenwasser zu unterirdischen Sturzfluten anwachse - und den Boden aushöhle.
In Deutschland müssen Ingenieure den Untergrund auf drohende Erosion hin untersuchen. Löchrige Schichten überbrücken sie mit Pfählen, die Gebäude stützen. Doch immer wieder zeigt sich die Gefahr erst, wenn es zu spät ist: Im Juli 2009 stürzte in Nachterstedt in Sachsen-Anhalt ein Haus in einen See. In Hamburg bekamen die Anwohner eines Salzstockes im Westen der Stadt Anfang Oktober Post, die sie über drohende Einstürze informierte. Gebäude müssen der Gefahr nun angepasst werden. Auch die Gegner des Bahnhofneubaus "Stuttgart 21" fürchten, das Projekt könnte den Boden destabilisieren.

In Nordschweden haben Experten weitaus gravierende Konsequenzen aus dem Bergbau ziehen müssen: Die Stadt Kiruna soll vollständig umziehen, wie im Sommer beschlossen wurden. Sie soll fünf Kilometer weiter östlich wieder aufgebaut werden, um nicht vom Erdboden verschluckt zu werden.

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