Dem Mekong geht das Wasser aus

Iss' doch wohl keine Erklärung nötig, oder?
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koratwerner (†2012)
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Dem Mekong geht das Wasser aus

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Mär 05, 2010 9:54 am

Der Fluss Mekong hat so wenig Wasser wie seit 20 Jahren nicht mehr. In Südchina liegen 21 Frachter auf Grund, in Thailand verdörren Reisfelder – sind die Staudämme in China dafür verantwortlich?

Reisbauer Juang Thongchote würde am liebsten bis zu den Knien im nassen Schlamm stehend auf seinem Feld arbeiten. Statt dessen steht er kampfeslustig und mit einem Holzknüppel bewaffnet an einer kleinen Wasserschleuse im Distrikt Phrom Phiram. "Wenn ich kein Wasser bekomme, verdorrt der Reis auf meinen Feld", sagt der Mann. "Und wenn wir hier nicht aufpassen, wird das Wasser von einer Bande gestoppt, die dafür Geld haben will." 40 Bauern leisten ihm Gesellschaft. Sogar ein paar Polizisten seines Dorf sind gekommen, um sie zu schützen. Der Bauernkrieg von Phrom Phiram im Norden Thailands hat einen Grund: Der 4350 Kilometer lange Mekong-Fluss, der im tibetischen Hochland entspringt und in Vietnam ins Südchinesische Meer mündet, führt so wenig Wasser wie seit 20 Jahren nicht mehr. An manchen Stellen ist er nur noch 35 Zentimeter tief. 65 Millionen Menschen im Mekong-Becken von Thailand, Laos, Kambodscha und Südvietnam leiden unter den Folgen.

Wegen des Wassermangels dürfen die Bauern ihre Reis- und Sojabohnenfelder nur alle vier Tage bewässern. Im Mündungsdelta ist wegen des niedrigen Wasserstands Salzwasser aus dem Meer bereits 30 bis 35 Kilometer ins Landesinnere vorgedrungen. Behörden Südvietnams warnen die Bauern deshalb davor, Wasser aus dem Mekong zur Bewässerung einzusetzen. An der Grenze von Vietnam und Kambodscha tauchten im Februar bereits einige Cholera-Fälle auf. Mediziner machen den niedrigen Wasserstand des Mekong verantwortlich, da viele der Anrainer den siebtgrößten Fluss Asiens gleichzeitig als Kloake und zur Trinkwasserversorgung nutzen. Zwischen dem malerischen Ort Luang Prabang, einem von Touristen aus aller Welt angesteuerten Ziel, und der Grenze zu Thailand mussten die Ausflugsdampfer ihre Touren stoppen. Thailändische Behörden in der Stadt Chiang Rai berichten, der Frachtverkehr auf dem Mekong sei ebenfalls zum Erliegen gekommen.

Die seit 20 Jahren bestehende Gruppe Rivers International glaubt, dass der Bau von Dämmen am Oberlauf des Mekong zumindest teilweise für die Dürre verantwortlich ist. "Der Bau von Dämmen zeigt vor allem entlang der Grenze von Thailand und Laos erhebliche Folgen. Fischerdörfer leiden unter abnehmendem Fischfang und das veränderte Wasserniveau hat den Lebensunterhalt sehr stark beeinträchtigt", so die Organisation in einer Mitteilung. Der Bau weiterer Staudämme auch am unteren Mekong verhindere außerdem die Fischmigration und störe die Ökologie. Ein Bericht der Mekong River Commission, einem Zusammenschluss von Vietnam, Kambodscha, Laos und Thailand, macht dagegen das frühe Ende der Regenzeit im Jahr 2009 und weniger Niederschläge während des Monsuns für die Situation verantwortlich. "Wir können keinen definitiven Zusammenhang zwischen den Staudämmen in China und dem niedrigen Wasserstand herstellen", sagt Geschäftsführer Jeremy Bird. Laos baute und plant mehrere riesige Staudämme an Nebenflüssen des Mekong. In China befinden sich zehn Dämme in der Planung oder sind bereits fertiggestellt. Aber auch im Reich der Mitte, das ebenso wie Birma der Mekong River Commission nicht beitreten will, herrscht Wassermangel am Mekong. Chinas Medien sprechen von der schlimmsten Dürre seit 50 Jahren. 21 Frachter sitzen auf dem Trockenen. Zuckerrohrplantagen am Flussufer fürchten um ihre Ernte.

Das beeindruckt Kanokwan Manorom von der Ubon Ratchathani Universität im Nordosten Thailands wenig. "China sollte auch an die Menschen am unteren Ende des Mekong denken", sagt sie. Die Dozentin spricht mit ihrem Argument vielen nicht-staatlichen Initiativen aus der Seele, die im Gegensatz zur Mekong River Commission keine Rücksicht auf Diplomatie nehmen.

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