Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

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KoratCat
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Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Feb 20, 2020 9:22 am

In Hanau starben durch Schüsse an mehreren Tatorten acht Menschen, mehrere wurden verletzt. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei gegenüber der F.A.Z. Nach den Tätern werde „auf Hochtouren“ gefahndet, die Hintergründe seien bislang noch unklar.

In Hanau sind am späten Mittwochabend acht Menschen durch Schüsse getötet worden. Das bestätigte die Polizei gegenüber der F.A.Z. Mindestens fünf Personen wurden schwerverletzt, teilte die Polizei in einer Pressemitteilung mit. Zuvor hatte „op-online.de“ über den Vorfall berichtet. Die Täter sind weiter flüchtig.

Die Polizei teilte mit, dass am Mittwochabend gegen 22 Uhr an zwei verschiedenen Orten in Hanau Schüsse gefallen seien. Im Bereich Heumarkt sei mindestens eine Person schwer verletzt worden – von dort sei ein dunkles Fahrzeug davongefahren. Ein weiterer Tatort wurde im Bereich des Kurt-Schumacher-Platz gemeldet, einem zentralen Platz im Stadtteil Kesselstadt. „Die Fahndung nach den Tätern läuft auf Hochtouren“, teilte die Polizei mit. Zu den Hintergründen der Taten lägen „noch keine gesicherten Erkenntnisse“ vor.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und sicherte die Tatorte weiträumig ab. Auf Videos in Sozialen Netzwerken war ein Hubschrauber am Himmel zu hören. Eine Auseinandersetzung hat sich offenbar vor der Bar „Midnight“ zugetragen.

Zunächst sei eine Shishabar in der Hanauer Innenstadt angegriffen worden. Laut Augenzeugen sind acht bis neun Schüsse gefallen. Mindestens eine Person sei leblos auf dem Boden liegen geblieben. Anschließend seien der oder die Täter in den Stadtteil Kesselstadt gefahren, wo weiter geschossen wurde – wieder in oder vor einer Shishabar. Auch hier sollen Menschen gestorben sein. Eine weitere Schießerei im Stadtteil Lamboy wurde nicht bestätigt. Die Polizei teilte lediglich mit, dass sie dort mit einem Großaufgebot im Einsatz war, getötet sei laut eines Sprechers der Staatsanwaltschaft dort aber niemand.

Die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Hanau, Katja Leikert (CDU), zeigt sich nach den tödlichen Schüssen bestürzt: „In dieser fürchterlichen Nacht in Hanau wünsche ich den Angehörigen der Getöteten viel Kraft und herzliches Beileid“, schrieb die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion am Donnerstagmorgen bei Twitter. „Den Verletzten eine hoffentlich schnelle Genesung. Es ist ein echtes Horrorszenario für uns alle. Danke an alle Einsatzkräfte!!“ Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie: „Ich bin erschüttert darüber, was passiert. Ich verfolge das Geschehen auf Twitter.“

Die Hintergründe des Geschehens sind bislang unklar. Auf Twitter verbreitete ein Nutzer ein Video, das die Festnahme eines Tatverdächtigen zeigen soll. Das konnte die Polizei gegenüber der F.A.Z. nicht bestätigen. Die Staatsanwaltschaft will sich noch im Laufe der Nacht zu den Vorfällen äußern. Die Kriminalpolizei bittet um sachdienliche Hinweise zu den Ereignissen oder den flüchtigen Tätern unter der Rufnummer 06181 100-123.

Hanau liegt im Main-Kinzig-Kreis etwa 20 Kilometer östlich von Frankfurt am Main und hat etwa 100.000 Einwohner.

F.A.Z.
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Re: Hanau: Acht Menschen erschossen – Täter flüchtig

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Feb 20, 2020 10:18 am

Der Artikel wurde mittlerweile aktualisiert und im Wesentlichen um folgendes ergänzt:

Am Tatort im Stadtteil Kesselstadt laufen die kriminaltechnischen Untersuchungen. Um ein beschädigtes Auto, das mit Rettungsdecken abgedeckt war, wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Feuerwehrzelt aufgebaut, das auch als Sichtschutz diente. Die Polizei sperrte den Bereich weiträumig ab. Schwer bewaffnete Beamte sicherten ihn. Dort sollen zuvor ebenfalls an oder womöglich auch in einer Art Kiosk Schüsse gefallen sein.

Immer wieder tauchten Menschen am Absperrband in dem Stadtviertel mit vielen Wohnblocks auf. Unter ihnen war ein 24-Jähriger, der nach eigenen Angaben der Sohn des Kioskbesitzers ist. Er sei bei der Tat nicht vor Ort gewesen, sein Vater, wie er erst später erfahren habe, auch nicht. Als er von den Schüssen gehört habe, sei er sofort hergekommen. „Ich habe erstmal einen Schock bekommen.“ Die Opfer seien Leute, „die wir jahrelang kennen“. Es seien zwei Mitarbeiter und eine Person, die er schon von klein auf kenne. „Wir kennen sowas nicht, wir sind auch nicht mit Leuten zerstritten. Wir können es uns das gar nicht vorstellen. Es war ein Schock für alle.“
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wanlop56
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Re: Hanau: Acht Menschen erschossen – Täter flüchtig

Ungelesener Beitragvon wanlop56 » Do Feb 20, 2020 12:55 pm


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Terrorverdacht in Hanau

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Feb 20, 2020 5:42 pm

Terrorverdacht in Hanau: Beuth: Fremdenfeindliches Motiv gegeben

Der hessische Innenminister sagt, der mutmaßliche Täter von Hanau sei vorher nicht polizeilich bekannt gewesen. Es soll sich um einen Mann namens Tobias R. handeln. Er soll am Mittwochabend mindestens zehn Menschen und sich selbst umgebracht haben.

Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt nach der Gewalttat in Hanau laut dem hessischen Innenminister Peter Beuth wegen Terrorverdachts. Nach jetzigen Erkenntnissen sei ein fremdenfeindliches Motiv durchaus gegeben, sagte Beuth (CDU) am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden. Der mutmaßliche Täter, ein 43 Jahre alter Deutscher sei zuvor nicht im Visier der Ermittler gewesen. Der Mann sei weder als fremdenfeindlich bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten, sagte Beuth. Er verurteilte die Gewalttaten. „Das ist ein Anschlag auf unsere freie und friedliche Gesellschaft“, sagte Beuth.

Die Polizei werte derzeit die Homepage des mutmaßlichen Täters aus. „Erste Auswerteergebnisse der Homepage des vermeintlichen Täters deuten auf ein fremdenfeindliches Motiv hin.“ Der Mann habe wohl allein gehandelt. „Bislang liegen keine Hinweise auf weitere Täter vor.“ Nach der Tat sei der mutmaßliche Täter tot zuhause aufgefunden worden. Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass der Mann seine 72 Jahre alte Mutter und sich selbst erschossen hat. „Beide wiesen Schussverletzungen auf, die Tatwaffe wurde bei dem mutmaßlichen Täter gefunden.“ Der Täter soll legal im Besitz einer Waffe und Sportschütze gewesen sein.

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen handelt es sich bei dem Täter um einen Mann namens Tobias R. Das erfuhr die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Donnerstagmorgen. R. hat noch vor kurzem ein Video auf seiner Webseite veröffentlicht, in dem er verschwörungstheoretische und ausländerfeindliche Inhalte verbreitet.

R. soll am Mittwochabend in Hanau neun Menschen erschossen haben. Stunden nach dem Verbrechen an zwei unterschiedlichen Tatorten entdeckte die Polizei die Leiche des mutmaßlichen Todesschützen in seiner Wohnung in Hanau. Dort fanden Spezialkräfte noch eine weitere tote Person. Insgesamt kamen damit elf Menschen am Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag ums Leben.

Die genauen Hintergründe für die außergewöhnliche Gewalttat sind bislang unklar. „Aktuell gibt es keine Hinweise auf weitere Täter“, berichtete die Polizei am frühen Donnerstagmorgen auf Twitter. Am Morgen berichtete die dpa, dass nach Informationen aus Sicherheitskreisen ein Bekennerschreiben und ein Video gefunden worden sind. Beide würden nun ausgewertet. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen. Möglicherweise hat der Täter, Tobias R., aus rechtsextremistischen Motiven gehandelt.

Der Hessische Landtag hat alle Sitzungen abgesagt. Die Abgeordneten treffen sich im Plenum für eine Schweigeminute.

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hat den Opfern seine Anteilnahme ausgesprochen. „Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer. Ihnen gilt mein tief empfundenes Beileid“, teilte er am Donnerstagmorgen auf Facebook mit. Er teilte mit, dass eine Schule sowie zwei Betreuungseinrichtungen für Kinder am Donnerstag nicht geöffnet seien. „Aufgrund der noch gesperrten Zufahrten und laufenden Ermittlungen bleiben die Heinrich-Heine-Schule und die Kinderburg und Kinderhaus West geschlossen“, schrieb Kaminsky.

Die ersten Schüsse fielen den Ermittlern zufolge am Mittwochabend gegen 22.00 Uhr. Am Heumarkt in der Hanauer Innenstadt blicken Passanten später in der Nacht immer wieder fassungslos auf die Szenerie am abgesperrten Tatort. Nicht weit entfernt in einer Seitenstraße liegen Patronenhülsen auf dem Fußweg. Nur rund zwei Kilometer davon entfernt im Stadtteil Kesselstadt befindet sich ein weiterer Tatort. Dort wurden ebenfalls Schüsse abgefeuert.

Es ist ein Verbrechen, das die beschauliche und nur wenige Kilometer östlich von Frankfurt gelegene Stadt in ihrer jüngeren Geschichte noch nicht erlebt hat. Einer der Tatorte ist eine Shisha-Bar am Heumarkt, einer Straße, die etwas am Rande der Innenstadt von Hanau mit seinen rund 100.000 Einwohnern liegt. Es ist eine Gegend mit Spielhallen, Wettlokalen und Döner-Imbissbuden – und am späten Mittwochabend auch Polizeisirenen, Blaulicht und Absperrband.

Ein anderer Tatort ist fast in Laufnähe, mit dem Auto sind es bis dahin nur etwa fünf Minuten. Der Kurt-Schumacher-Platz liegt in einem Wohnviertel. Dort befindet sich im Erdgeschoss eines Wohnblocks eine Art Kiosk, mit der Aufschrift „24/7 Kiosk“ auf der großen Glasscheibe, auf einem Reklame-Leuchtschild steht „Arena Bar & Café“. Der Blick ins Innere ist versperrt, die Scheiben sind teils halbhoch mit orangefarbener Folie beklebt.

Ein 24 Jahre alter Mann, der nach eigenen Angaben der Sohn des Kioskbesitzers ist, erzählte, er sei bei der Tat nicht vor Ort gewesen – sein Vater auch nicht, wie er erst später erfahren habe. Als er von den Schüssen gehört habe, sei er sofort hergekommen. „Ich habe erstmal einen Schock bekommen.“ Die Opfer seien Leute, „die wir jahrelang kennen“. Es seien zwei Mitarbeiter und eine Person, die er schon von klein auf kenne. Wer verübt solch ein Verbrechen? Der Mann ist ratlos: „Wir kennen sowas nicht, wir sind auch nicht mit Leuten zerstritten. Wir können es uns gar nicht vorstellen. Es war ein Schock für alle.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte wegen des Gewaltverbrechens einen geplanten Besuch in Sachsen-Anhalt ab. Sie werde an diesem Donnerstag nicht wie geplant zum Amtswechsel an der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina nach Halle fahren, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert im Kurznachrichtendienst Twitter mit. „Die Bundeskanzlerin lässt sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten.“ Zuvor hatte er getwittert: „Die Gedanken sind heute Morgen bei den Menschen in Hanau, in deren Mitte ein entsetzliches Verbrechen begangen wurde.“ Er fügte hinzu: „Tiefe Anteilnahme gilt den betroffenen Familien, die um ihre Toten trauern.“ Seibert äußerte die Hoffnung, dass die Verletzten bald wieder gesund werden.

Auch der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) zeigt sich in einer Sondersendung von „Bild live“ erschüttert über die Gewalttaten. „Das war ein furchtbarer Abend, der wird uns sicherlich noch lange, lange beschäftigen und in trauriger Erinnerung bleiben.“ Via Facebook spricht Kaminsky den Angehörigen der Opfer seine Anteilnahme aus. „Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer. Ihnen gilt mein tief empfundenes Beileid.“

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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon dogmai » Do Feb 20, 2020 7:02 pm

Scheiß Welt. Irgendwie bin ich froh, dass ich sie nicht mehr lange ertragen muss.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon thai.fun » Do Feb 20, 2020 9:40 pm

dogmai hat geschrieben:Scheiß Welt. Irgendwie bin ich froh, dass ich sie nicht mehr lange ertragen muss.

Dachte ich mir auch schon oft! Aber seit meine durch Arzt-Fehler schwerbehinderte Tochter vor 3Jahren gestorben ist, zittere ich um meinen noch lebenden Sohn umso mehr.

Die Gefahren lauern überall. Denn auch die Hass und Angstmacherei birgt gefahren in sich, wie man sieht. Also bin ich Stark für mein Sohn.
Ich bin nun Mal! Auch hier ...

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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Feb 21, 2020 5:01 pm

OK, das BKA ermittelt wegen rechten Terrors und Seehofer sagt, "Die Tat in Hanau ist eindeutig ein rassistisch motivierter Terroranschlag". Weiß ich jetzt mehr, gegen was ich sein sollte und wem ich "contra" sagen muss? Gegen was und wen richtet sich "rechter Terror" u. a.? Was ist da wirklich passiert?

Aus dem Artikel Shisha-Bars: "Vielleicht ist mein Laden ja der nächste": "Warum gerade Shisha-Bars? Wir sind Muslime, dürfen keinen Alkohol trinken. Deswegen gehen wir nicht in reguläre Bars. Da gibt es vor allem Wein und Bier, in einigen darf man nicht mal Karten spielen." Mehr ueber Shisha-Bars.

Vielleicht hilft es, unsere alte Diskussion ueber PEGIDA noch mal zu lesen...
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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Feb 22, 2020 8:56 am


Hanau:
Das Making-of eines Rechtsterroristen

Nach dem Attentat von Hanau wird eine Frage laut, vor der sich niemand mehr verstecken kann: Wie krank ist eine Gesellschaft, die solche Täter hervorbringt?


Die Gewalt von rechts und die Gewalt, die sich eine rechte Begründung sucht, haben in unserer Gesellschaft in jüngster Zeit in einem

Es ist mehr, als eine Kultur, eine Erzählgemeinschaft, ein politisch-ökonomisches System verkraften und verarbeiten kann. Es ist mehr, als in das Selbstbild und die Selbsterklärung dieser europäischen Demokratie passt. Es ist mehr, als unsere sozialen Subsysteme, Polizei, Justiz, Wissenschaft, Medien oder Nachbarschaft, aushalten können.

Zur politischen Rhetorik gehört es dann jedes Mal, zu betonen, dass der jeweilige Angriff nicht nur konkreten Menschen gelte, sondern "uns allen". Und jedes Mal schwieriger wird die Antwort auf die Frage: Wer oder was ist das – "wir alle"? "Die" und "wir", Angriff und Verteidigung, das setzt sich so fort und übermalt den eigentlichen Schrecken, nämlich dass der Terror genau von dort kommt, wo "wir alle" eigentlich daheim sein sollten, aus der "Mitte der Gesellschaft", aus dem "Unauffälligen" und "Angepassten", aus der Normalität und aus dem Gewöhnlichen.

Vielleicht sind die individuellen Täter tatsächlich Menschen, die krank an Seele und Geist sind; ihre Manifeste von Anders Breivik bis zum Täter in Hanau, werden zunächst stets als wirr und manisch beschrieben. Aber sie sind immer doppelt lesbar, als Offenbarung einer persönlichen Störung (wir Laien sind mit dem Begriff Psychose rasch bei der Hand) und als Erfüllung eines vorformulierten politischen Weltbildes. Und beides, Psychose wie politische Radikalisierung entfalten das terroristische Potential ganz offensichtlich auf der Grundlage von Normalitäten und Gewohnheiten. Die Täter tun wirklich, wovon zu schwadronieren längst erlaubt, gewohnt und hingenommen ist. Man kann über die Täter des rechten Terrorismus nichts sagen, ohne von der Gesellschaft zu sprechen, die sie hervorgebracht hat.

Am Ende seines epochalen Versuches über Das Unbehagen in der Kultur fragt Sigmund Freud 1930, zögernd und skeptisch genug, ob die Modelle der Psychopathologie vom kranken Individuum wirklich auf soziale Gruppierungen und Strömungen, schließlich auf ganze Gesellschaften übertragbar sind. Seiner Ansicht nach "stößt die Diagnose der Gemeinschaftsneurosen auf eine besondere Schwierigkeit. Bei der Einzelneurose dient uns als nächster Anhalt der Kontrast, in dem sich der Kranke von einer 'normal' angenommenen Umgebung abhebt. Ein solcher Hintergrund entfällt bei einer gleichartig affirmierten Masse, er müsste anderswoher geholt werden." Für die Psychose gilt das in verstärktem Ausmaß und natürlich auch für das, was wir uns Borderlinesyndrom zu nennen angewöhnt haben.

Der individuelle Aufruhr wird also als Bruch mit gesellschaftlicher Normalität erzählt. Wer Stimmen hört und sich Zeitreisen erwägt, ist nicht normal, denn normal ist nichts anderes, als dass jemand im Sinne unseres Wirtschaftssystems funktioniert, von Arbeit bis Freizeit, von Shopping bis Medienkonsum. Einen kranken Menschen erkennt man an den Unterschieden zu den normalen. Oder?

Eine kranke Gesellschaft hingegen lässt sich allenfalls allegorisch gegen eine Welt setzen, die normal geblieben ist, wie zum Beispiel in der Zeit des historischen Faschismus, den wir ja durchaus mit Begriffen belegen ("Rassenwahn", "Verblendung", "Massenhysterie"), die in Analogie zu psychopathologischen stehen. Eine Gesellschaft von Menschen, die in einer überwältigenden Mehrheit verrückt geworden sind, aufgrund einer Mischung aus sozialpsychologischen Faktoren (Arbeitslosigkeit, Modernisierungsdruck, Kriegsfolgen) und Suggestionen (Führerkult, Propaganda, "Ornament der Masse", BDM/HJ-Seligkeit), ist immer noch leichter zu ertragen als eine Gesellschaft, deren Mitglieder mehrheitlich Komplizen eines gewaltigen Verbrechersystems waren. Wie in den Dreißigerjahren, so wird auch jetzt die Krise allerdings als Normalfall des Systems bezeichnet. Das Erzählmodell ist demnach: Menschen in der Krise werden anfällig für das, was unsere Kanzlerin das Gift nennt. Ist es so einfach?

Hassmailer und Waffensammler sind nur ihre Instrumente

Statt sofort von einer kranken Gesellschaft zu sprechen – einer Gesellschaft, die zugleich von Rechtspopulismus und Neofaschismus befallen wird wie von einer Virusepidemie – ließen sich zwei Beziehungen beschreiben: 1. Eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder gegen die Krankheit ("das Gift") nicht beschützen kann oder will. 2. Eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder ihrerseits krank macht ("vergiftet").

Das Erste gilt schon an der Oberfläche: Vielleicht ist der demokratische Staat in der Lage, durch Geheimdienste, Spitzel und Polizei gelegentlich einen Terroranschlag zu verhindern, wie es möglicherweise vorige Woche durch die Verhaftungen der Gruppe S der Fall war. Er kann aber das allgemeine Klima von Bedrohung, Einschüchterung und Angsterzeugung durch die verzweigte Rechte nicht verändern – und es gibt begründete Vermutungen, dass er das auch gar nicht besonders will. Es war und ist ein erklärtes Ziel der Faschisten, die Gesellschaft so sehr in Angst und Schrecken, in bürgerkriegsähnliche Zustände zu versetzen, dass sie sich dann als Ordnungsmacht gegen dieselben inszenieren können. Diesem Ziel dienen der gewohnheitsmäßige Hassmailer, der Pegida-Marschierer, der konspirative Waffensammler, die faschistische Straßengang genauso wie der einsame Wolf als Rechtsterrorist. Ob die Täter verwirrt sind, ist eine zweitrangige Frage gegenüber der Verwirrung, die sie anrichten. "Wir alle" sind vor allem verängstigt, misstrauisch, unehrlich. Was "uns allen" abhanden zu kommen scheint, ist eine demokratische Kultur, eine demokratische Bildung, ein demokratischer Eros. Vom Ethos ganz zu schweigen.

Das Hanauer Dreieck

Nicht minder gravierend als ein Staat, der seine Gesellschaft gegen eine zur Gewöhnlichkeit werdende Bedrohung von rechtsextremer Seite nicht bewahren kann, ist eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder durch ihre Ökonomie des Alltags krank macht. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen darüber, wie der historische Faschismus sich aus dem System der Erziehung und der Werte, der Klassen und der Familien entwickeln konnte. Wäre es jetzt nicht an der Zeit, kritische Überlegungen darüber anzustellen, was der sogenannte Neoliberalismus mit Menschen anstellt? Und mit der Art, wie sie miteinander umgehen?

Eine Gesellschaft ist ein Komplex aus politischen, ökonomischen und kulturellen Vernetzungen, deren Mitglieder sich in offener, aber verbindlicher Form miteinander verbunden fühlen. Noch immer wissen wir nicht, ob wir den Attentäter von Hanau als psychisch kranken oder als politischen Verbrecher ansehen. Aber die große Frage, die nun im Raum steht und um deren Beantwortung wir nicht mehr herumkommen, lautet: Kann eine Gesellschaft krank oder kriminell werden? Und sind die sich häufenden Formen des rechten Terrors Symptome dieser Krankheit?

Allgemein erkannt, auch in bürgerlichen und konservativen Kreisen, sind drei sozusagen vor-politische aber eben auch vor-psychotische Erscheinungen:

1. Die Empathielosigkeit (gegenüber allen Menschen, die zu "den anderen" gehören); ein völliges Unvermögen, Verständnis und Mitleid jenseits von Nutzen und Ideologie zu entwickeln, sich in andere einzufühlen, die Aufgabe von Solidarität als menschlicher Praxis zugunsten abstrakter Zuschreibungen und Ausgrenzungen. Soziale Gleichgültigkeit und zugleich retromanische "Heimatsentimentalität"

2. Die Barbarisierung, Entkultivierung, Enthemmung von Sprache, Kommunikation und Umgangsformen; die Verstärkung von Konkurrenz, Egoismus (und Gruppenegoismus), die Bezeichnung von Gewinnern und Verlierern sowie ein sadistisches Spiel von Kränkung und Gegenkränkung (das letzte Stadium kapitalistischer Konkurrenz: sich gegenseitig krank machen!), Viktimisierung und Gegen-Viktimisierung, Empörung und Entrüstung, Moralismus, der die Praxis der Moral verdrängt

3. Die Sexualisierung der Diskurse und der Bruch mit der Liberalisierung von Familien- und Rollenmodellen. So wie man zu Recht gesagt hat: "Wer vom Faschismus spricht, darf vom Kapitalismus nicht schweigen", wird man sagen müssen: "Wer vom Faschismus spricht, darf von Sexualität nicht schweigen." In den Manifesten der Rechtsterroristen finden sich ebenso viele Spuren davon wie in der rechtspopulistischen Propaganda. Eine rechtsextreme Vergiftung ohne Sexismus oder Homophobie ist so schwer vorzustellen wie eine rechtsextreme Vergiftung ohne Rassismus.

Rechte Ideologie ist eine Droge

Rechtspopulismus und Rechtsextremismus sind ideale Sammelbecken für zwei besondere Formen der bürgerlichen Subjekte, nämlich des "autoritären Charakters" und des "destruktiven Charakters". Der autoritäre Charakter opfert das unzuverlässige, unfertige und widersprüchliche Ich, um einem totalen Über-Ich die Freisetzung und Legitimierung des unterdrückten Es zu überlassen. Der destruktive Charakter kann sein Triebziel nur erreichen, indem er es – oder ein Ersatzobjekt – zerstört.

So wie es die große Illusion der Demokratie war, die Interessen und Wahrnehmungen auf eine Mitte hin moderieren zu können, so war es die große Illusion der liberalen Gesellschaft, die Unglücksfälle autoritärer Charakter und destruktiver Charakter"weitgehend vermeiden zu können. Die liberale Gesellschaft konnte sich kaum vorstellen, dass autoritäre und destruktive Charaktere in Politik, Ökonomie und Kultur, in Arbeit, Alltag und Freizeit wieder hegemonial erscheinen würden. Und noch weniger konnte sie sich vorstellen, autoritären und destruktiven Charakteren selbst aktiv zur Maskierung zu verhelfen.

Das Making-of eines Rechtsterroristen eines Rechtsterroristen aus der trialektischen Beziehung von Persönlichkeitsstörung, krankmachender Gesellschaft und Vergiftung durch rechtsextreme Ideologie wäre nicht so massenwirksam, wenn es sich nach dem Kanzlerinnenwort tatsächlich nur um Gift handelte. Die rechte Mythologie ist aber in Wahrheit, um im Bild zu bleiben, eine Form von Rauschgift. Gewalttätiger Rechtsextremismus ist so sehr wie in Analogie zur Psychose auch in Analogie zur Droge zu verstehen. Die Entsprechungen sind ziemlich eindeutig: Das Euphorisierende, das Sich-stark-und-unbesiegbar-fühlen, der Bruch mit den biografischen Widersprüchen (die Auflösung der eigenen Sorgen in ein perfides Management der Emotionen, Illusionen und Halluzinationen), der Wahrnehmungs- und Wirklichkeitsverlust, die Abfolge von Rausch und Entzug, die zur Notwendigkeit führt, die Dosis zu erhöhen, die Szene, in der man sich aufgehoben und verstanden fühlt.

Es ergeben sich drei Formen der Gewalt daraus: die gemeinschaftliche Aktion, welche Initiation und Bindung fördert, die "Beschaffungskriminalität" und schließlich der rauschhafte Ausbruch. Er ist das mögliche Finale einer Geschichte der Abhängigkeit, die stets ähnliche Stationen aufweist: Mehr oder weniger wohlige Regression ("Wir", Kameraden, Heimat, Volk, Nation) mündet in eine Phase von Larmoyanz, Selbstmitleid, Opferklage, aus der wiederum die Aggression entsteht ("die anderen", Rassismus, Feindbilder und Verschwörungsfantasien) und die endliche Destruktion, Massenmord und terroristische Aktion, die manchmal, aber keineswegs immer die Selbstzerstörung als finalen Erlösungsakt mit einschließt. Wenn wir Rechtsextremismus als Droge begreifen, dann ist der Terrorakt als erweiterter Selbstmord gleichsam die Überdosis. Und wo es eine Drogenabhängigkeit gibt, da gibt es auch die Dealer, das heißt Menschen und Organisationen, die sehr viel mehr tun, als nur Gift verspritzen, nämlich ein System der Abhängigkeit errichten, aus dem es so gut wie kein Entkommen mehr gibt.

Natürlich ist die Analogie zwischen Rechtsextremismus und Droge ebenso limitiert wie die Analogie zwischen Rechtsextremismus und Krankheit – und weder das eine noch das andere ändert grundsätzlich etwas an der persönlichen Verantwortung der Täter, ihrer Helfer, ihrer Anstifter. Wir vergessen bei alledem gewiss nicht, dass wir es primär mit Verbrechen zu tun haben, und noch weniger vergessen wir, dass dieses Verbrechen Leid, Schmerz und Tod für Mitmenschen bedeutet.Psychoanalyse in Anwendung auf die Gesellschaft

Nimmt man Empathieverlust, sprachliche Entkultivierung und toxische Sexualisierung der Diskurse zusammen, hat man, sozusagen kurz bevor das Gift der neuen Rechten seine finale Wirkung entfalten kann, die Disposition zum rechtspsychotischen Terror. Berechenbar wird damit noch lange nichts, aber vielleicht können wir ein Dreieck konstruieren:

Aus diesem Dreieck ergibt sich rasch das gebräuchliche Narrativ: Der durch Biografie vorgestörte Mensch erfährt in der entsolidarisierten und empathielosen Gesellschaft Kränkung und Zurückweisung, bis er an das Gift der rechtspopulistischen und rechtsextremen Organisationen und Medien gerät, die ihn schließlich zu einer Tat provozieren, in der alles drei zusammenkommt: die psychotische Aggression, die Rache an der Gesellschaft und das rechtsextreme Welt- und Erlösungsbild.

Freilich: Das Narrativ verändert sich, je nachdem von welcher Seite man das Dreieck betrachtet. Nicht bei jeder rechtsterroristischen Mordtat ist die Psychose so zentral wie beim Hanauer Täter. Es geht hier also nicht um ein Psychiatrisieren, noch gar um die zu Recht verpönte laienhafte Ferndiagnose von Tätern und Protagonisten des Rechtsextremismus. Die Psychoanalyse nach Freud indes bezeichnet nicht allein ein Diagnose- und Heilverfahren für Individuen, das tunlichst den Spezialisten überlassen bleiben sollte, sondern auch eine kritische Kulturtheorie, mit deren Hilfe sich vielleicht begreifen lässt, wie sich die Beziehungen zwischen kranken Einzelnen und kranken gesellschaftlichen Strukturen entwickeln.

Wie viel Blut muss noch fließen?

Und doch sind Fragen nach der Beziehung von individuellen und sozialen Störungen, nach kranken Charakteren, kranken Bildern und kranken Gesellschaften unabdingbar. Mit dem Ziel der Machtübernahme ist es der rechtsextremen Welterzählung vollkommen egal, wie neurotisch, psychotisch, kriminell, krank, süchtig diejenigen sind, die die blutige Arbeit der Chaotisierung der Gesellschaft ausführen. In der Verfassung, in der diese Gesellschaft und ihr Staat derzeit sind, ist etwas anderes als eine rein oberflächliche, das heißt einerseits polizeiliche und andererseits rhetorische Abwehr der rechtsextremen Gewalt nicht zu erwarten. Das Modell des Hanauer Dreiecks wird sich in immer neuen Variationen wiederholen, wenn Staat und Gesellschaft nicht erkennen, dass es ihre Krankheit ist, die da zum Ausbruch kommt, eine Krankheit die tiefere Ursachen hat als nur ein Gift, das gestörte Individuen zu Verbrechern macht.

Wenn wir also, mit der von Freud gebotenen Zurückhaltung und Skepsis, von einer im psychopathologischen Sinne kranken Gesellschaft ausgehen müssen (einer Gesellschaft mithin, die mit ihren inneren Dysfunktionen nicht mehr fertig wird, einer Gesellschaft, die zwischen Hysterie und Agonie die tieferen Ursachen ihrer Störungen negiert), dann ist wohl die nächste Frage die nach den Heilungs- und Selbstheilungsaussichten. Soviel ist sicher: Um eine ehrliche Diagnose und um einen grundsätzlichen Wandel der Lebensführungen kommt man dabei nicht mehr herum. Demokratischer Staat und liberale Gesellschaft müssen sich nicht nur verteidigen, sie müssen sich auch erneuern. Sie müssen einen neuen zivilgesellschaftlichen Pakt schließen, Problemlösungen statt Machtspiele anstreben, soziale Verantwortung vor ökonomische Interessen setzen, ein neues Kapitel der Demokratiegeschichte beginnen und ein neues Kapitel der Aufklärung. Wer soll das bewerkstelligen? Falsche Frage.

Wie viele Menschen müssen noch sterben, bis damit begonnen wird, mehr als nur Symptome zu behandeln? Wie viele der lebenden Zeitbomben, die die Triade von Persönlichkeitsstörung, krankmachender Gesellschaft und faschistischer Drogierung immer weiter produziert, müssen noch explodieren, bevor aus Erschrecken und Empörung ein Projekt der demokratischen Renaissance wird? Wie viel Blut muss noch fließen, bis man den Ursprung der Krankheit erkennt: die zerrissene Mitte der Gesellschaft hinter der Maske der Normalität.

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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Feb 22, 2020 6:21 pm

KoratCat hat geschrieben: Wie krank ist eine Gesellschaft, die solche Täter hervorbringt?


Wieso wagt es die Presse, von einer kranken Gesellschaft zu reden? Ich fühle mich nicht krank, meine Familie fühlt sich nicht krank, Freunde und Bekannte fühlen sich nicht krank. Wer also soll diese "kranke Gesellschaft" sein? War Jack the Ripper Teil einer kranken britischen Gesellschaft? War Fritz Haarmann Teil einer kranken deutschen Gesellschaft? Man kann nun viele Ursachen anführen, die solche bestialischen Taten geschehen lassen. Aber die Krankheit einer Gesellschaft ist keine der Ursachen. Es ist doch immer nur die Krankheit eines Einzelnen. Was zunimmt ist die Flut in der Berichterstattung. Kaum ist irgendwo "etwas" passiert werden Millionen von Wörtern geschrieben, und schneller als jedes gedruckte Wort ist das im Netz geschriebene. Haarsträubende Geschichten werden erzählt, bevor eigentlich sicher ist, WAS denn passiert ist. Und sofort werden laufende Programme im TV unterbrochen und ernannte und selbsternannte Experten geben ihren mehr oder weniger scharfen Senf dazu. Reporter vor Ort wissen in Liveschaltungen nichts zu berichten aber das tun sie stundenlang wiederholt. Der Freund eines Freundes, der vor Tagen noch die gleiche Stelle der Tat passiert hat wird über seine Eindrücke befragt, und auch er berichtet nichts, und das sehr überzeugt. Wer ist jetzt eigentlich krank?
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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Feb 22, 2020 7:19 pm

dogmai hat geschrieben:Es ist doch immer nur die Krankheit eines Einzelnen.


Wenn Resistenzen in einer Gesellschaft nachlassen, können einzelne bereits Virustragende oder schon Kranke mehr und mehr andere anstecken. Es ist halt jeder gefragt, ob er sich anstecken lässt und damit gar noch Weitere einer Ansteckung aussetzt. Ist wie bei einem Virus.
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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon thai.fun » Sa Feb 22, 2020 7:23 pm

Ich setzte die Zunahme der "Ungerechtigkeiten" Weltweit parallel der Zunahme des Wertedenkens. Statusduo!

Schon zu Neandertaler Zeiten gab es den Egoismus. Das ist menschlich. Aber heute wehren sich die Reicheren gegen die Ärmeren die einem etwas vom Überfluss wegnehmen könnten. Dazu aktivieren sei übermässig den jedem Mensch gegebenen Rassismus, Materialismus und Familien zusammenhalte Sinn. Imaginäre Grenzen im grossen, Status im All/gemeinen und Zäune ums Haus im kleinen. Technik, Internet und Image sind Hilfen dabei! Extremismus, Terror und Kriege werden so möglich.

Wieso verdrängen den die Amis ihre Gegentischen Herkünfte? Die Deutschen als fast bestes Land ihre Erfolge? Die Religionen, das 8mia Menschen denselben Gott haben usw, usw?
Ich bin nun Mal! Auch hier ...

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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Feb 22, 2020 8:05 pm

Das Konkurrenzdenken, Perspektivelosigkeit, falsche Schuldzuweisungen und die Furcht, "die anderen nähmen einem was weg", wenn man selbst nicht erreicht, was man erträumt, sind nur Einige der Gründe für Hass und Hetze.

Zu Zeiten des Wirtschaftswunders, als Jeder eine gute Zukunftsperspektive hatte, wurden die Fremdarbeiter mit offenen Armen empfangen und integriert. Heute ist es umgedreht.

Der Gießener Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter hat vor ca. 45 Jahren ein gutes Buch geschrieben: LERNZIEL SOLIDARITÄT.

Zu seinem 75. Geburtstag (1998) schrieb die ZEIT, die großen Zukunftsängste junger Leute, auch der Verlust an Solidarität und Zusammenhalt, machten ihm mehr Sorge als früher. Langfristiges Denken werde kurzsichtigen Interessen geopfert. Sonst könnten sich doch nicht alle auf die Grünen stürzen, sagt Richter, obwohl sie recht haben, wenn sie einen hohen Energiepreis empfehlen, um Ressourcen, Natur und Lebenswelt zu schonen. Nein, die Gesellschaft oder die Jungen würden sich nicht einen neuen Hitler wählen. Hat er sich da etwa geirrt?
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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Feb 22, 2020 11:47 pm

Ich lasse nicht eine Gesellschaft pauschal krank nennen, nur weil einzelne Individuen Krebszellen in sich tragen. Nochmal - ich bin nicht krank, meine Familie ist nicht krank, meine Freunde und Bekannten sind es auch nicht. Dass wir uns mit den richtigen Maßnahmen vor einer Ansteckung schützen sollten, ist zweifelsfrei richtig und notwendig. Und ich schütze uns, indem ich mich nicht wegducke oder verstecke, sondern den ansteckenden Symptomen entgegen trete, (hier zum Beispiel), sie abwehre mit meinen Mitteln. Bleibt mir vom Leibe, wir Gesunden sind mehr.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon jogi » Do Feb 27, 2020 2:03 am

Hallo,
das ist ein Bandenkrieg und kein "rechter Terror", wie uns Medien und Politik erklären wollen. Egal, Pegida und AfD sind schuld.
Liebe Grüße an alle Gutmenschen!

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Re: Hanau: Verdacht auf rechten Terror - 11 Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Feb 27, 2020 8:20 am

Terror beginnt schon da, wo gehetzt, bedroht und verächtlich gemacht wird!

jogi hat geschrieben:Liebe Grüße an alle Gutmenschen!


Und was ist mit den "Schlechtmenschen" deiner Perspektive, Jogi? Grüßt Du die von jener "kriegführenden Bande" nicht mehr? ;)
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