Verlorene Landurkunde

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thedi
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Verlorene Landurkunde

Ungelesener Beitragvon thedi » Mi Aug 03, 2016 10:03 am

Wini hat geschrieben:...dort wo der Amts-Wasserbüffel muht...

Sali Wini,

Schön wieder einmal von Dir zu hören bzw zu lesen.

Ich habe eine noch groteskere Erfahrung am laufen: meine Frau hat vor vielen Jahren ein Grundstück geerbt auf dem ein paar Eukalyptus Bäume stehen. Das Grundstück hat aber kein Chanot, sondern ein nur ein Nor Sor 3 - und das Papier ist nicht auffindbar. Auf mein Drängen hin hat sie die Sache nun angegangen.

Erstens: Erburkunden

Ihren Mädchennamen - und somit der Name ihres Vaters - kann man auf verschiedene Arten schreiben. Leider haben das verschiedenen Behörden auch verschieden gemacht. Zuerst braucht es also ein Gerichtsurteil, das bestätigt, dass alle drei Dokumente die gleiche Person betreffen.

Dazu muss man einen Anwalt nehmen. Der organisierte den Gerichtstermin in Khon Kaen und schickte uns eine 4-seitige Anleitung: Der Richter sagt.... - Sie antworten ... Der ganze Vorgang vor Gericht ging dann tatsächlich genau wie in der Anleitung gesagt und dauerte 10 Minuten. Allerdings kostet so was 6000 Baht - zu bezahlen im Landamt beim Chef - er verteilt dann das Geld auf Anwalt, Gerichtsgebühren und Teekassen.

Zweitens: Polizeiraport

Als nächstes mussten wir einen Polizeireport machen, weil das Originaldokument Nor Sor 3 nicht mehr vorhanden ist. Die Verlustanzeige wird nun 3 Monate im Schaukasten aufgehängt. Wenn niemand Einspruch erhebt - wie sollte auch? wer weiss schon wo der Schaukasten ist? - bekommen wir dann von der Polizei ein Dokument das den Verlust bestätigt.

Drittens: Zeugen

Phu Yai Baan und einer der Gehilfen mussten mit meiner Frau aufs Landamt und bestätigen. Kurz vor Mittag bemerkten die Beamtinnen dann, dass sie eigentlich keine Ahnung haben wo das Grundstück sein könnte - es gibt ja kein Nor Sor 3 mit Nummer und so. Also am nächsten Monatg nochmals vorbei kommen und Kopien der Landtitel von Nachbarn mit bringen.

Viertens: Bestätigungen

Am Montag kamen wir auch nicht weiter. Es braucht noch Bestätigungen des Nai Amphor (dem Big Boss der Bezirksverwaltung) und eine zweite vom Gamnan (Boss der Tambon, Chef aller Phu Yai Baan). Die Fackel, auf denen diese wichtigen Leute bestätigen sollen, müssen vom Landamt aber zuerst erstellt werden.

Fünftens: Gang zur Obrigkeit

Am Dienstag kommt ein Anruf vom Landamt: die Fackel seien nun bereit (solche Anrufe bekommt man, wenn man sich vorher beliebt gemacht hat). Also Fackel holen und damit zuerst zur Amphor. Der Chef hat keine Zeit, aber eine Sekretärin weiss wo der Stempel ist. Glück gehabt. Niemand hat auf der Amphor auch nur geschaut was auf dem Fackel steht. Ist auch egal, wichtig ist nur: wir haben den ersten von den zwei wichtigen Stempeln.

Dann den Gamnan suchen. Keine Ahnung wo der wohnt. Aber mit etwas herum fragen finden wir den und - oh Glück - er will zwar gerade ins Auto steigen aber wir erwischen ihn noch. Auch er interessiert sich nicht dafür was auf dem Fackel steht sondern macht seinen Kratz drauf und alle sind happy. Dann mit den bestätigten Bestätigungen wieder aufs Landamt - der freundlichen Beamtin nochmals einen Kaffee hin gestellt und nun kommt ...

Sechstens: Warten

Jetzt warten wir auf einen Termin um das Land zu vermessen. Dazu müssen alle Nachbarn eingeladen werden, denn bei einem Nor Sor 3 sind die Grenzen noch provisorisch. Um daraus ein Chanot zu machen, muss es neu vermessen werden und da müssen die Nachbar ihr Einverständnis geben, dass die Grenzen so sind wie wir meinen.


Die Geschichte ist noch lange nicht ausgestanden. Bisher habe ich ein paar Unterschriften auf Dokumenten gemacht - immer dort wo sie für mich ein Kreuzchen gemacht hatten - und meine Frau unzählige solche Unterschriften. Keine Ahnung was wir da unterschrieben haben. Die freundliche Beamtin bereitet jeweils einen Stapel Papiere vor, macht dann auf jedem an der richtigen Stelle ein Kreuzchen und man unterschriebt hinter den Kreuzchen.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

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Re: Verlorene Landurkunde

Ungelesener Beitragvon dogmai » Mi Aug 03, 2016 2:23 pm

Vielen Dank, daß Du mich darauf vorbereitest, was uns noch bevorsteht. Was ich noch nicht verstehe ist, daß Du da mit unterschreiben mußt, denn Du als Farang kannst ja kein Eigentümer gewesen sein/sein/werden. Ob das dann auch für mich zutrifft, wenn meine Frau das Unternehmen alleine startet und ich in Deutschland bin? Es geht dabei um ca 3,5 Rai Ackerland in Roi Et.
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Re: Verlorene Landurkunde

Ungelesener Beitragvon thedi » Mi Aug 03, 2016 6:20 pm

Ich musste unterschreiben, dass ich keinerlei Rechtsanspruch auf das Land habe - es gehört ausschliesslich meiner Frau. Zudem brauchen sie natürlich auch immer eine Fotokopie meines Passes (nur die Fotoseite) und eine Fotokopie der Heiratsurkunde und die müssen natürlich auch von mir eigenhändig unterschrieben sein.

Ich weiss nicht wie das geht wenn Du in Deutschland bist und Deine Frau das in Roi Et alleine durchziehen will. Thai Beamte sind manchmal kulant - manchmal auch total stur - man muss das auf sich zu kommen lassen.

Was es vor allem braucht ist viel Zeit. Wir sind nun schon über zwei Monate dran, waren schon vier oder fünf mal je einen halben Tag auf den Behörden - von Pontius zu Pilatus - vom Landamt zu Amphor, zu Phu Yai Baan, zu Gamnan, zur Polizeikaserne, haben Dutzende von Fotokopien gemacht und haben noch nicht einmal einen Termin um das Grundstück offiziell vermessen zu lassen. Das Vermesser-Team ist bei uns sehr empfänglich für Teegeld. Ohne Teegeld wartet man rund 6 Monate, bis sie einmal Zeit haben. Mit Teegeld kann die Wartezeit auf ein paar Wochen reduziert werden.

Nach dem Vermessen muss noch das eigentliche Chanot ausgestellt werden. Das dauert erfahrungsgemäss nochmals ein paar Wochen oder Monate. Wobei ich bisher nur Erfahrung mit aufteilen eines bestehenden Chanot hatte. Wie das ist, wenn ein Nor Sor 3 in ein Chanot umgewandelt werden muss ist für uns auch noch Neuland.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

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Re: Verlorene Landurkunde

Ungelesener Beitragvon dogmai » Do Aug 04, 2016 2:00 am

Danke. Die ersten Hürden sind recht flach: der zuständige Gamnan ist ein Neffe meiner Frau, von dem wir unser Haus in Korat gekauft haben, und der Puhjai Ban ist der Sohn unseres Nachbarn im Dörfchen. Den beiden habe ich auch mein Tabien Ban zu verdanken und meine Tochter hatte damals auch den thailändischen Personalausweis erhalten, obwohl sie seit der Adoption ja Deutsche war. Hach - es geht nichts über eine Verbandelung in Familie und Verwaltung :danke
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