Wat Tam Dao Kau Geau

Die Thailänder nennen ihre Klöster und Tempel Wat. Ein Wat ist sowohl ein Tempel, als auch der Aufenthaltsort der Mönche. Zu den religiösen Tempelanlagen Thailands zählt zählt ebenfalls ein Virhan. Diese rechteckigen Bauwerke, werden fast immer als besondere Gedächtnisstätte für verstorbene Äbte oder große Persönlichkeiten errichtet, denen große Taten nachgesagt werden. Ein Virhan kann sich auch in einem Wat befinden.
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koratwerner (†2012)
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Wat Tam Dao Kau Geau

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mo Jul 28, 2008 9:55 am

Das Höhlenkloster



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Etwa 30 km nördlich der Stadt Pak Chong, zwischen Korat und Saraburi gelegen, liegt hoch in den Bergen versteckt, das über lange Zeit vergessene Höhlenkloster Wat Tam Dao Kau Geau. Der neuere Teil dieses Klosters, dessen Baubeginn erst wenige Jahre zurückliegen ist im Dezember 2006 noch eine Baustelle und befindet sich am Fuß eines steil aufragenden Bergzuges. Der ältere Teil des Klosters liegt oberhalb, fast unter der Kuppe in einem verzweigten Höhlenlabyrinth und ist nur über eine steile Treppe zu erreichen.

Es ist nicht bekannt, wann in dieser einsamen, heute noch dünn besiedelten Gegend, die Tropfsteinhöhlen von den Mönchen benutzt wurde. Vermutlich durch einen Erdrutsch wurde sie unbenutzbar und geriet in Vergessenheit. Irgendwann jedoch tat sich durch den Einbruch eines Deckengewölbes ein neuer Einlass auf, so dass die Mönche, Sammler und Hirten, die es in diese einsame Gegend verschlug, einen wetterfesten Unterschlupf hatten. Da in der Nacht das Sternenlicht durch den Einlass in die Höhle dringt, wird sie im Volksmund „Kloster Höhle der Sterne“ genannt. Einer anderen Erzählung nach hat sie diesen Namen von den vielen glitzernden Kristallen erhalten, die an den Wänden und Gewölben hängen und das leuchtende Fackellicht wie Sternenfunkeln reflektieren.

Vor etwa einem Jahr bin ich an einem Wochenende durch Zufall an diesem Kloster vorbei gekommen, weil ich mich in den Bergen heillos verfahren hatte. Damals fand hier eine große religiöse Feier statt bei der in einer feierlichen Zeremonie eine neue Buddhastatue gegossen wurde. Hunderte Gläubige, die sämtlich weiße Umhänge über ihre Kleidung trugen, saßen in langen Reihen in einem offenen Zelt unter dessen Planen weiße Baumwollfäden gespannt waren, an denen wiederum Fäden herabhingen, die sich die darunter sitzenden Menschen um die zum Wai erhobenen Hände gewickelt hatten. So war jeder mit jedem über diese Fäden verbunden. Von einem Mönch über ein Mikrofon geleitet wurde gemeinsam gebet, während dessen einige junge Männer die über einem Feuer brodelnde Bronze in einen Tiegel füllten, diesen auf ein Gerüst reichten, von dem aus nach und nach die gemauerte Gussform der neuen Buddhastatue gefüllt wurde.

All das wirkte auf mich sehr verschworen und geheimnisvoll, beinahe so, als ob hier in der Einsamkeit der Berge ein Geheimbund sein Wesen treiben würde. Scheinbar nahmen die Menschen an meiner Anwesenheit keinen Anstoß und bedeuteten mir, mich auf einen freien Platz zu setzen, lächelten mich an und mein Nachbar drückte mir einen der herabhängenden weißen Fäden in die Hand. Bei genauem Hinschauen sah ich dann, dass diese Fäden alle bei dem die Zeremonie mit seinen melodisch Sprechgesang begleitenden Mönch und an der Gussform der neuen Statue endeten. So war jeder der Anwesenden über diese Fäden symbolisch an der Entstehung des neuen Heiligtums beteiligt.

Da ich als Fremder jetzt nicht neugierig herum laufen und fotografieren wollte, habe ich an diesem Tag auf die Besichtigung der hoch über dem Festplatz liegenden Höhle verzichtet, mir jedoch fest vorgenommen, noch einmal dorthin zu fahren um alles zu sehen und um vielleicht einiges zu erfahren. Mein zweiter Besuch ist vergeblich, denn das Kloster ist an diesem Tag nicht bewohnt und der Eingang zur Höhle ist verschlossen.

Doch bei meinem dritten Besuch, bei dem meine Partnerin Don dabei ist, wird unterhalb des steil aufragenden Berghanges fleißig an einer großen Halle gebaut. Mönche sind nicht zu sehen, doch es sind einige in weißen Kutten gekleidete Frauen anwesend, von denen eine versuchte, mir etwas zu erklären. Meine Begleiterin Don versteht sicher alles, doch sie kann mir mangels Sprachkenntnis wenig übersetzen. Da müssen mal wieder Gestik und Mimik herhalten und als ich in einer offensichtlich dafür vorgesehen Kiste einen Geldschein stecke, strahlt die weiße Frau freundlich und bedeutete mir mich auf einen Plastikstuhl zu setzen. Dann eilte sie davon und kommt nach wenigen Minuten mit zwei Taschenlampen zurück.

Zwischenzeitlich habe ich mir die sakralen Gegenstände und Standbilder angesehen und fotografiert, die sich in einer Offenen Halle befinden, neben der völlig im Freien eine große Statue des aus dem Hinduistischen stammenden Gottes Ganesha steht. Noch eine Aufnahme mit der Frau und Don und dann geht es gemeinsam die steilen Stufen hinauf. Für mich eine Strapaze, denn mir fehlen nicht mehr viel Monate an die 70 und meine Hüftgelenke sind auch schon mal besser in Schuss gewesen.

Nach mehreren Verschnaufpausen meinerseits, erreichen wir den verschlossenen, von zwei Tigerbildnissen bewachten Eingang zur Höhle. Alsdann beginnt ein Abendteuer der ganz besonderen Art.

Unsere Führerin schaltet so etwas wie eine Notbeleuchtung ein, in dessen kargem Licht sich eine unwirkliche Höhlenwelt auftut. Abwechseln rechts und links der Höhle stehen Buddhastatuen in verschiedener Form und Größe. Kleine und große Stalaktiten wachsen von der Decke dem Boden entgegen, wo sich die klobigen Stalagmiten noch oben recken.

Von oben scheint durch ein mehrere Quadratmeter großes Loch das Tageslicht auf einen sich vom Höhlenboden hochreckenden Baum. In ihm oder auf ihm wohnt ein Geist, denn um den Stamm sind dünne, verschiedenfarbige Seidentücher gewunden.

Wir bewegen uns langsam über den lehmig, glitschigen Boden. Ab und zu leuchtet unsere Führerin in eine dunkle Ecke oder Spalte, um uns auf eine kleine Statue oder einen besonders schönen Tropfstein aufmerksam zu machen.

Besondere Altäre und Buddhastatuen sind etwas heller erleuchtet und jedes Mal, bevor wir solch ein Standbild passieren, hebt unserer Führerin ihre Hände und legt sie zum stummen Gebet aneinander.

Unwirklich ist kein Ausdruck, es ist Phantastisch und doch irgendwie Irreal. Da stapfe ich also durch ein Höhlenlabyrinth, in dem vor hunderten von Jahren fromme Mönche abseits der Welt wahrscheinlich in großer Askese völlig zurückgezogen, gelebt haben. Auch als Nicht-Buddhist ergreift mich ein leichtes Schaudern und ich schäme mich fast, diese heilige Stätte neugierig zu betreten.

Wieder leuchtet unsere Führerin mit ihrer Lampe in eine Ecke, wo ein kaum zu erkennendes Bildnis auf die Felswand gemahlt ist. Dann zeigt sie uns beim Überschreiten einer natürlichen Schwelle ein in den Stein gemeißeltes Bildnis eines Fabelwesens. Stammt das vielleicht noch aus einer vorbuddhistischen Zeit, in der Naturreligionen das Leben der Menschen beeinflussten? Ich weiß es nicht, ich kann auch jetzt nicht fragen und doch möchte ich es wirklich gerne wissen. Es geht weiter längs einen Graben, in dem sich das durch den Stein sickernde Wasser sammelt und irgendwohin in einer nicht sichtbaren Öffnung im Fels verschwindet.

Hin und wieder hält unsere Führerin inne, leuchtet auf glitzernde Kristalle und freut sich über mein Erstaunen. Irgendwann klettern wir durch ein kleines Loch in einen weiteren Höhlenabschnitt. Alleine hätte ich ihn glatt übersehen und wenn nicht, würde ich nicht über dicke Felsbrocken geklettert sein, um durch die Öffnung zu kriechen. Eine weitere fremde Welt tut sich auf.

Hier sind die Tropfsteine noch größer und gewaltiger. Direkt hinter dem Durchlass stoßen wir auf einen etwa 4 Meter Durchmesser betragenden Teich, der auf einer Säule steht. Dieses seltene Gebilde trägt in der Mitte eine weiße Statue und als ich näher trete, sehe ich die vielen Münzen, die im Wasser liegen. Vor uns sind also doch schon Besucher hier gewesen. Auch Don und ich werfen eine Münze hinein und wünschen uns etwas.

Es geht weiter. Irgendwann müssen wir die Köpfe einziehen, denn die Höhlendecke kommt uns gefährlich nahe. Und dann werden sie angeleuchtet. Nicht tausende, von denen so gerne sensationell berichtet wird, es sind nur einige hundert Fledermäuse, die mit ihren Beinen festgekrallt an der Decke und den schrägen Wänden hängen. Nur wenige cm von uns entfernt und die Batterien meiner Digitalkamera sind schon lange leer. Ein Trauerspiel für mich. Von den Fledermäusen geht es wieder zurück und wir gelangen in eine große Halle, in die aus etwa 12 Meter Höhe durch eine große Öffnung Tageslicht fällt.

Unsere Führerin bedeutet uns auf ein großes, im Rohbau befindliches Podest zu steigen, dann leuchtet sie in eine nur von hier aus einsehbare große Nische, in der unzählige, für mich nicht definierbare, Stauen aufgestellt sind. Das Podest, auf dem wir stehen, soll wohl so etwas wie eine große Andachtsstätte werden. Leider kann ich jetzt nichts über den Sinn erfahren und das betrübt mich genau so sehr wie der Umstand, dass ich auch von den geheimnisvollen Statuen nichts aufs Bild bekomme.

Im Nachhinein ist es schwer nachvollziehbar, welche Gedanken mir bei dem Anblick all der phantastischen Figuren, der Felszeichnungen, Altäre und der gewaltigen Tropfsteingebilde durch den Kopf gegangen sind. Zumindest das, was hier zu Ehren Buddhas von Menschenhand geschaffen wurde, hat einen unvergesslichen Eindruck auf mich gemacht. Höhlen und Tropfsteine kenne ich ja aus meiner Heimat zu genüge, doch wenn ich mir versuche vorzustellen, dass in einer Höhle auf der schwäbischen Alb oder in den Vogesen ein weit verzweigtes Gotteshaus untergebracht ist, dann spüre ich, dass ist wohl nur hier in Südostasien möglich.

Unsere Reise durch die Unterwelt neigt sich dem Ende zu. Mit einem gewaltigen Kraftakt klettern wir über große Steinquader der Öffnung am Rande der Halle entgegen und blinzeln noch etwas benommen ins Tageslicht. Bevor wir nach einer etwas mühseligen Kletterei über einen kaum erkennbaren Steig wieder die Treppe zum Eingang der Höhle erreichen, will uns unsere Führerin noch etwas zeigen, doch bei der Hitze am heutigen Tage und der Kletterei in der Höhle, bin ich erschöpft und passe. Aber wiederkommen und dann auch den Rest dieses bewundernswerten Klosters sehen, das möchte ich. Die nette Führerin bringt uns, unten angelangt, bis zu unserem Wagen und weil ich so gerne eine Beschreibung oder irgendetwas in englischer Sprache über dieses Kloster gehabt hätte, jedoch nichts dergleichen vorrätig war, greift unsere gute Seele in eine Tasche ihrer weißen Kutte und schenkt mir ein kleines Bildnis, auf dem ein Mönch abgebildet ist. Don macht mir später begreiflich, dass das der Abt des Klosters ist und sie es immer bei sich trägt, und weiter, dass wir zu einer wichtigen Zeremonie am 24 März des nächsten Jahres doch wieder kommen sollen. Der 24. März 2007 wird aber sofort ganz dick in meinem Kalender eingetragen.

Der Wat Tam Dao Kau Geau ist nicht leicht zu finden. Von Korat kommend die 2 nach Pak Chong. Fast durch den ganzen Ort fahren. Etwa 1 km? Hinter der rechts liegenden Shell-Tankstelle rechts die 2243 suchen (schwer zu finden), dann etwa 20 km auf dieser Straße bleiben. Vor Ban Nong Yang Suea rechts abbiegen. Links ist ein Wegweiser nach Muak Lek. (Diese Kreuzung erreicht man auch von Muak Lek aus über die 2273, 2274 und gelangt auf die von Pak Chong kommende 2243).

Nach etwa 7 km in Richtung Ban Yup Yai bzw. zum Gebiet Khao Khwang, liegt rechtsseitig hinter Bäumen ein hinter Zedern versteckter Wat. Genau gegenüber geht es links zum Höhlenkloster. Das liegt rechts in einer Senke und ähnelt eher einem Gutshof, als einem Wat. Ab Pak Chong kann man sich auch durchfragen. Wat Tam Dao Kau Geau kennt hier fast jeder.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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