Burma: Schüsse in die Menge - offenbar mehrere Tote

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Burma: Schüsse in die Menge - offenbar mehrere Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Sep 27, 2007 8:19 pm

BURMA

Militär setzt Ultimatum - Demonstration wird aufgelöst

Die Drohung der Militärs hat gewirkt: Die Demonstranten in Rangun haben nach einem Ultimatum der Junta die Straßen geräumt. Soldaten hatten Warnschüsse abgefeuert, "extreme Aktionen" angekündigt und nahmen schließlich viele Menschen fest.

Rangun/New York - Das Militär ließ den Demonstranten wenig Zeit. Die Einsatzkräfte hatten mit neuer Gewaltanwendung gedroht. Sie forderten die Gegner der Junta auf, ihre Protestmärsche "innerhalb von zehn Minuten" aufzulösen, andernfalls werde es eine "extreme Aktion" geben. Zuvor waren Warnschüsse zu hören gewesen.

Wie Augenzeugen berichteten, rannten die Demonstranten von ihrem Kundgebungsort in der Nähe der Sule-Pagode im Stadtzentrum fort. Mindestens hundert Menschen wurden demnach festgenommen und mit Militärlastwagen abtransportiert. In der Nähe des Ranguner Hauptbahnhofs seien Schüsse gefallen, berichten Augenzeugen. Soldaten hätten Demonstranten zuvor aufgefordert, die Straßen zu räumen. Unter Berufung auf Augenzeugen meldete der in Oslo ansässige oppositionelle Rundfunksender "Democratic Voice of Burma", möglicherweise habe es bis zu neun Tote gegeben.

Mehr als 10.000 Menschen - die Nachrichtenagentur AP berichtet sogar von 70.000 Teilnehmern - hatten heute erneut das Versammlungsverbot der burmesischen Militärregierung ignoriert. Sie protestierten in der ehemaligen Haupstadt Rangun für mehr Demokratie.

Wie Augenzeugen berichteten, standen die Demonstranten - größtenteils junge Menschen und Studierende, aber nur einige wenige buddhistische Mönche - in der Nähe der Sule-Pagode einem Trupp bewaffneter Soldaten und Polizisten gegenüber.

Die Demonstranten sangen die Nationalhymne und ließen den burmesischen Unabhängigkeitskämpfer und Freiheitshelden General Aung San hochleben. Dessen Tochter, die Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat die Militärregierung seit zwei Jahrzehnten unter Hausarrest gestellt.

Hunderte Soldaten sind laut Augenzeugen an strategisch wichtigen Punkten der Stadt postiert. Auch Wasserwerfer sollen im Einsatz sein. Außer der Sule-Pagode riegelten die Einsatzkräfte auch die Shwedagon-Pagode ab, Burmas bedeutendstes buddhistisches Heiligtum. Militärlastwagen fuhren durch die Stadt. Im Osten von Rangun feuerten die Einsatzkräfte Warnschüsse in die Luft ab, um kleinere Gruppen von Demonstranten auseinanderzutreiben, bevor sie sich zu einem Protestmarsch vereinigen konnten. Die meisten Geschäfte und Büros sind geschlossen.

Wenige Stunden zuvor hatten die Sicherheitskräfte mehrere Klöster durchsucht und Hunderte Mönche verhaftet. (mehr...) Nach einer relativ ruhigen Nacht stürmten die Militärs laut Augenzeugen zwei Klöster in Rangun. Auch im Nordosten des Landes soll es Razzien in Klöstern gegeben haben.

Beobachtern zufolge wurden allein in Rangun bis zu 200 Mönche festgenommen und unter Schlägen abgeführt. Bei den Männern handele es sich um Anführer der Proteste. "Selbst ein erkrankter Mönch wurde mitgenommen", klagte eine Klosterschülerin. Ein Mönch aus dem Kloster Ngwe Kyar Yan verwies auf Blutspuren am Boden, die nach seinen Angaben von Geschlagenen stammten. Die Soldaten hätten bei ihrer Razzia mehrfach in die Luft geschossen.

Auch Politiker der Nationalen Liga für Demokratie, der Partei von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, wurden festgenommen.

"BURMA" STATT "MYANMAR"

SPIEGEL ONLINE benutzt ab sofort den Namen Burma anstelle der offiziellen Bezeichnung Myanmar. Die Staatsbezeichnung "Union Myanmar" hatte die Militärjunta 1989 eingeführt. Die Uno und das Auswärtige Amt sprechen von der Union Myanmar. Für die USA und Regimegegner wie Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hingegen gibt es aus politischen Gründen nur Burma. Trotz des Junta- Dekrets wurde das Land in den deutschsprachigen Medien meist weiterhin Burma bzw. Birma genannt.
Am Mittwoch waren bei den Massenprotesten zahlreiche Mönche geschlagen worden. Über die Zahl der Opfer gibt es widersprüchliche Angaben. Die Militärs sprachen von einem Toten. Andere Quellen nannten die Zahl von fünf Toten.

Die Märsche der Mönche hatten vor knapp zehn Tagen als Reaktion auf drastische Erhöhungen der Benzin- und Gaspreise begonnen und sich zur größten Protestkundgebung seit Niederschlagung der Demokratiebewegung 1988 entwickelt.

Spiegel-online 27. Sept. 2007
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

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Re: Burma: Schüsse in die Menge - offenbar mehrere Tote

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Sep 27, 2007 8:25 pm

Burma: Schüsse in die Menge - offenbar mehrere Tote

Rangun. AP/SDA/AFP/Reuters/baz. Beim gewaltsamen Vorgehen burmesischer Soldaten gegen tausende Demonstranten in Rangun ist ein Japaner getötet worden. Dies teilte das burmesische Aussenministerium am Donnerstag der japanischen Botschaft in Rangun mit. In Burma halten sich etwa 600 Japaner auf. Ein Sprecher des japanischen Aussenministeriums sagte der Nachrichtenagentur AP, seinen Informationen zufolge seien mehrere Menschen beim gewalttätigen Vorgehen des Militärs gegen die Demonstranten getötet worden.

Wie Augenzeugen berichteten, schossen die burmesischen Soldaten mit Schnellfeuerwaffen in die demonstrierenden Menschen. Bis zu 70'000 Demonstranten hatten zuvor den Warnungen der Militärregierung getrotzt und waren erneut auf die Strasse gegangen.

In Sprechchören forderten einige: «Gibt uns Freiheit». Mindestens fünf Demonstranten seien festgenommen und schwer geschlagen worden, hiess es. Tausende Menschen liefen nach den Schüssen durch die Strassen, auf denen blutige Sandalen lagen.

«Extreme Aktion» angedroht

Die Einsatzkräfte in Burma hatten die zehntausenden Demonstranten in Rangun am Donnerstag ultimativ aufgefordert, die Proteste zu beenden. Andernfalls werde es eine «extreme Aktion» geben.

Wie Augenzeugen berichteten, wurden die Gegner der Militärregierung aufgefordert, ihre Protestmärsche «innerhalb von zehn Minuten» aufzulösen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Soldaten auf einer Strasse im Stadtzentrum verkündeten demnach über Lautsprecher, alle Demonstranten müssten sofort die Strasse verlassen. Andernfalls riskierten sie erschossen zu werden, lautete die Warnung gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters.

Verletzte nach Warnschüssen

Mehr als 100 Demonstranten wurden laut Augenzeugen festgenommen und mit Militärlastwagen weggebracht. Demnach wurden im Ostteil von Rangun ausserdem mindestens zwei Menschen verletzt, als Einsatzkräfte Warnschüsse in die Luft abgaben.

Unter den mehr als 10'000 Demonstranten brach Panik aus, nachdem die Schüsse fielen. Ein verletzter Mann konnte von den Protestierenden in einem Auto in Sicherheit gebracht werden. Ein weiterer Mann, der zu Boden gefallen war, wurde von den Soldaten weggetragen.

Mit den Warnschüssen wollten die Einsatzkräfte die Demonstranten auseinandertreiben. Vor allem junge Menschen und Studierende sowie einige wenige buddhistische Mönche hatte sich am Donnerstag erneut dem Versammlungsverbot der burmesischen Militärregierung widersetzt.

Gegen buddhistische Mönche vorgegangen

Trotz internationaler Warnungen vor einer Eskalation der Lage in Burma ist das Militär am Donnerstag bei Razzien gegen buddhistische Mönche vorgegangen. Dabei wurden Augenzeugen zufolge allein in Rangun etwa 200 Mönche festgenommen.

Mit den Schritten versucht die Militärjunta, die seit rund einer Woche anhaltenden friedlichen Demonstrationen gegen das Regime einzudämmen. Bei den Männern handle es sich angeblich um Anführer der Proteste.

Die Sicherheitskräfte durchsuchten im Morgengrauen zwei buddhistische Klöster in Rangun, wie Augenzeugen sagten. Aus anderen Quellen verlautete, auch im Nordosten des Landes seien Klöster durchsucht worden.

Keine verlässlichen Angaben

Am Mittwoch hatte es erstmals Tote bei den Protesten gegeben. Nach Spitalangaben kamen mindestens drei Menschen ums Leben, darunter zwei buddhistische Mönche. Demonstranten sprachen von mindestens fünf getöteten Mönchen.

Inzwischen räumte zwar auch die Militärjunta ein, dass es bei ihrem Vorgehen Opfer gegeben habe. Es seien jedoch nur ein Demonstrant getötet und drei weitere verletzt worden.

Ein oppositioneller burmesischer Radiosender sprach dagegen von mindestens acht Erschossenen. Ausserdem habe es annähernd 150 Verletzte gegeben, berichtete der aus Norwegen ausstrahlende Rundfunksender Democratic Voice of Burma unter Berufung auf Augenzeugenberichte.

Die EU und die USA verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die Gewalt gegen friedliche Demonstranten in Birma. «Wir sind zutiefst besorgt über Berichte, dass die Sicherheitskräfte friedliche Demonstranten angegriffen und unter Beschuss genommen sowie viele buddhistische Mönche und Andere festgenommen haben», heisst es in einer Erklärung.

Basler Zeitung 27. Sept. 2007
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