Kae Sa Luk-Obstschnitzen

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KlongRatte
Korat-Isaan-Reporter
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Kae Sa Luk-Obstschnitzen

Ungelesener Beitragvon KlongRatte » So Okt 18, 2020 6:38 pm

Hier ein weiterer Beitrag von mir, hoffe auf Interesse. :t

Kae Sa Luk - die Kunst des Obstschnitzen

Thailänder essen auch gerne mit dem Auge mit. Vielen Besuchern sind sicher die aus kunstvoll geschnitzten Obst- und Gemüsesorten gemachte Dekoration mancher Restaurants und Küchen aufgefallen sein. Manches Mal derart kunstvoll geschnitzt, dass man es am liebsten gar nicht essen möchte, da alleine vom Anblick schon entzückt. Diese Art von Schnitzerei war schon im alte Siam seit vielen Generationen als besondere Kunstfertigkeit bekannt und geschätzt. In Thailand nennt man diese Kunstform Kae Sa Luk. Sehr verbreitet und traditionell beliebt ist das Schnitzen von Obst und Gemüse auch in Japan, Korea und Sri Lanka. Interessant ist auch ein kurzer historischer Rückblick, wie einst das Kae Sa Luk schon im alten Siam entstanden sein soll. Kae Sa Luk ist ein siamesischer Begriff und kann man einfach mit Kunstschnitzen übersetzen.

Die Hofdame Nang Nophamas
Wer in Thailand nach dem Ursprung des Obst- und Gemüseschnitzen nachfragt, hört immer wieder den Namen [i]Nang Nophamas[/i] (auch Nopamas), der nicht nur mit den Anfängen des Obstschnitzen im alten Siam, sondern auch mit der Erfindung der Krathongs für das Loy-Krathong-Fest in Verbindung gebracht wird. Die Dame Nang Nophamas lebte in der Sukhothai-Dynastie vor etwa 700 Jahren und soll eine Hofdame am Königshof gewesen sein. Dabei gibt es gibt zwei zeitlich abweichende Versionen darüber, wann durch die junge kreative Hofdame Nang Nophamas das Obstschnitzen bei Hofe bekannt wurde. In der ersten Version heißt es, das König Rama Khamhaeng (starb 1317) sich auf einer Schiffsreise mit Bediensteten befand. Während der Schiffsreise sah er, wie die junge Hofdame Nophamas eine kunstvolle Laterne aus Bananen-Blätter in die Form einer Lotosblume fertigte, diese mit Duftstöcken und einer beleuchteten Kerze schmückte und anschließend abends bei Vollmond zu Wasser ließ. Der König soll sich an der kunstvollen und handfertigen Laterne seiner Hofdame Nophamas derart erfreut haben soll, dass er sie zu seiner Frau genommen haben soll, und die Vollmondnacht des 12. Mondmonats (November) zum buddhistischen Feiertag erklärte. Somit könnte sie wahrscheinlich sogar eine Königin gewesen sein(?) Entsprechend dieser Erzählung soll so die Sitte entstanden sein, zu Loy Krathong kunstvolle Krathongs mit Duft- oder Räucherstäbchen und Kerzen zu Wasser zu lassen.

In der zweiten Version heißt es, das 1364 eine Dame am königliche Hofe, mit dem Namen Nang Nophamas, für das königliche Loy Krathong Fest einen wunderschönen kunstvollen Krathong fertigte, den sie mit schönen dekorativen geschnitzten Obst- und Gemüsestücke verzierte, die wie Blumen aussahen. Als König Phra Ruang dieses prachtvolle Kunstwerk aus Obst und Gemüse sah, ordnete er an, das diese Kunst fortan am Hofe für die königliche Damen unterrichtet werden müsse. Ohne sich näher auf das genaue Datum zu fixieren, sollte darauf hingewiesen werden, das im allgemeinen die Sukhothai-Periode auch für eine gewissen Zeitraum als die Phra Ruang-Dynastie bezeichnet wurde, somit dürfte das Rätsel der zwei Versionen gelöst sein. Die Hofdame, oder sogar Königin, lebte in der Sukhothai-Periode. Somit gehört das Kae Sa Luk auch zu den ältesten Kunstformen Thailands.

Eine königliche Kunstform
Lange Zeit wurde die Kunst des Obst- und Gemüseschnitzen nur am Hofe gepflegt, und ob fürstliche oder königliche Mahlzeiten, das kunstvolle Dekorieren solcher Mahlzeiten mit geschnitztem Obst und Gemüse wurde von Generation zu Generation weiter gegeben und weiterentwickelt. Den ersten offiziellen Wettbewerb für das Obst- und Gemüseschnitzen Thailands, wurde von König Rama I. (1782-1809) ausgerufen. Dabei war es die Aufgabe der Teilnehmerinnen, für die Mönche aus Kürbissen ein Behältnis mit Blumenmustern zu schnitzen, die dann mit Klebereis und Obst gefüllt wurden und anschließend den Mönchen weiter gereicht wurden. König Rama II. (regierte von 1809-1824) erzählt in einem Gedicht von einer Königin, deren Rivalin die Gunst des Königs für sich gewann und deshalb aus dem Palast verbannt wurde. Sie kehrte jedoch verkleidet als Küchenmagd zurück und machte ihren Sohn auf sich aufmerksam, als sie kleine Begebenheiten aus ihrem früheren gemeinsamen Leben in die Gemüsestücke für die Suppe und in die Obststücke für den Nachtisch schnitzte. Der Sohn wurde darauf aufmerksam und erinnerte sich an seine Mutter. Als er dann seine Mutter in der Küche wiederfand und sie ihm die Umstände erklärte, bat er beim König um Gnade und erreichte, dass sie als Königin wieder an den Hof zurückkehren durfte. Wie ich finde, eine sehr schöne Geschichte.

Kae Sa Luk wird populär 1934 hatte der ehemalige Erziehungsminister, Phraya Sarasatpraphan, veranlasst, das landesweit Kurse des Obst- und Gemüseschnitzens im Fach Hauswirtschaft angeboten werden sollen. Nach dieser Zeit verbreitete sich das Kae Sa Luk auch mehr in den Haushalten. Besonders Ihre Majestät, Königin Sirikit, hat auch diese Kunstform sehr gefördert, so das heute das Obst- und Gemüseschnitzen weit verbreitet und beliebt ist.

Wer sich heutzutage mit dem Kae Sa Luk beschäftigt, und wahre Meister und besonders Meisterinnen ihres Faches bei der Arbeit zusieht, macht schon alleine durch das Zusehen die Erfahrung, das für das Schnitzen von Obst und Gemüse viel Geduld, gute Augen, Konzentration, geschickte Hände, räumliches Denken und viel Phantasie gebraucht wird, um mit den rasiermesserscharfen Messern kunstvolle Formen schnitzen zu können. Ein guter und geschickter Obst- und Gemüseschnitzer braucht manchmal mehrere Jahre, um Meister des Faches zu werden. Man sagt auch, das ein wirklicher Meister oder Meisterin nur drei verschiedene Messer bräuchte, um jede Obst- oder Gemüsesorte bearbeiten zu können. Ein Meister des Obstschnitzen verwandelt in 10 Minuten eine Guave in einer Lotosblume oder eine Wassermelone in einer halben Stunde in ein Behältnis mit Dutzenden Blumenmustern. Die Werkzeuge, also die Grundausstattung zum Obst- und Gemüseschnitzen, besteht aus einer Anzahl an verschiedenen kleiner Tranchiermesser in unterschiedlichen Größen, die alle eine dünne, härtere oder im Profil wellenförmige Klinge besitzen müssen und teils rasiermesserscharf sind. Je nach Obst- oder Gemüseart braucht man feinere oder härtere Messer. Insgesamt gibt es 10-12 verschiedene spezielle Tranchiermesser sowie 3-4 verschiedene Entkerner.

Schon das Bearbeiten der Schale erfordert soviel Sorgfalt, dass spezielle, kleine Messer mit besonders dünner Klinge dafür notwendig sind. Diese Messer werden bei der Anwendung immer wieder in Eiswasser eingetaucht. Dadurch entsteht der Effekt, dass manche dünne Schalen oder Fruchtfleischstückchen an der gekühlten, dünnen Klinge nicht so schnell haften können, was wiederum das Obstschnitzen beeinträchtigen könnte. Als Arbeitsmaterial dienen ja unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten. Man unterscheidet deshalb beim Kae Sa Luk zwei einfache Kategorien von Obst und Gemüse: hart und weich. Weiche Früchte wie z.B. Banane (kluai), Papaya (malakor) oder Breiapfel (lamut), aber auch weiche Gemüsesorten wie die Tomate, sind schwieriger zu handhaben, werden schneller breiartig und ihr Saft schnell lose. Deshalb muss man unter diesen Umständen solche Obst- bzw. Gemüsesorte auch schneller schnitzen und kühlen, bevor sie schnell verderben und weich werden. Aus diesen weichen Sorten schnitzt man meisten Blumenformen, Blätter oder einfache dekorative Formen.

Am beliebtesten sind eher härtere Obst- und Gemüsesorten, wie z.B. Wassermelonen, Ananas, Kürbis, Karotte oder Rettich, um nur einige zu nennen. Manche Früchte werden im Ganzen geschält, entkernt und in Stücke geschnitten, andere wiederum kunstvoll zu vielfältigen Formen geschnitzt; so zu phantasievollen Blumen, Sternen, Blättern oder Korbformen. Aus einer Wassermelone wird dann ein rot-grün-weißes Kunstwerk, das aussieht wie eine blumengeschmückte Vase oder Korb, Karotten werden Blütenblätter, kleine Blumen, Maiskolben oder kleine Tierformen und aus einer Guave schnitzte man eine wunderschöne Lotosblume. Kürbisse werden zu dekorierten Serviergefäßen für Obstsalat oder anderen thailändischen Leckereien. Aus Rettiche, Gurken, Papaya oder Ananas schnitzen geschickte Hände Meerestiere jeder Art, Blumenarten oder Figuren. Oft werden unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten zu eine großen dekorativen Kunstwerk vereint. Es werden Häuser, kleine Wagen und Schiffe, Blumengebinde, Tierformen, Phantasiegebilde, mythologische Figuren und sogar Essbesteck aus Obst und Gemüse derart detailgetreu und fein geschnitzt, das man zweimal verblüfft und voller Bewunderung hinschauen muss, um es als Obst und Gemüse zu erkennen. Die unglaubliche große Vielfalt an Möglichkeiten, aus Obst und Gemüse was Wunderbares zu schnitzen, lässt sich kaum aufzählen. Fast alle bekannten Obst- und Gemüsesorten werden zum Schnitzen verwendet. Selbst für die dünne Haut oder Schale von Obst und Gemüse findet man Verwendung. Damit verziert man insbesondere Servierschalen, indem man die Haut kunstvoll in verschiedene Formen kräuselt. Heute gibt es in den meisten Hotelküchen und gehobenen Restaurants spezialisierte Mitarbeiter, die wahre Meisterinnen und Meister im Gestalten von geschnitztem Obst und Gemüse sind.

Noch immer ist diese Kunstform eine Domäne der Frauen, aber auch immer mehr Männer lassen sich in diese besondere Kunst und Kultur einweisen, die insbesondere von Ihrer Majestät, Königin Sirikit schon früh gefördert wurde. Prinzession Maha Chakri Sirindhorn setzt sich ebenfalls für die Erhaltung dieser Kunstform ein. Doch auch in vielen thailändischen Haushalten ist natürlich das einfache Garnieren von einzelnen Gemüsestücke zum Essen gebräuchlich. Auch bei den zahlreiche Früchte Messen und anderen Obst-Ausstellungen bzw. Feste, wo man in der Regel auch immer eine Demonstration des Obst- und Gemüseschnitzens sieht. Aber auch Hotels und Restaurants bieten schon seit vielen Jahren auch Kurse für Touristen an, die Kunst des Ka Sa Luk kennen zu lernen. Copyright: Wilfried Stevens

:danke

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