Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

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KoratCat
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Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Jun 28, 2011 10:22 pm

Pflege im Ausland

Dement unter Palmen

Im Norden Thailands steht ein Heim für Demenzkranke aus Deutschland und der Schweiz. Hier bekommen sie alles, was in ihrer Heimat fehlt oder zu teuer ist.

Der Ausflug, an den sie sich nicht erinnern kann, sei bestimmt schön gewesen, sagt Frau Mugli. Egal, das Vergessen gehört zum Programm. Genauso wie das Fremde und Exotische. Die Mönche in ihren safrangelben Gewändern, die seltsame Musik, die nichts mit der Volksmusik zu tun hat, die sie zu Hause in der Schweiz oder in Deutschland so sehr mögen. Und dann dieses Essen, sehr lecker, aber ein bisschen zu scharf vielleicht. Victor Sammer aß eine Nudelsuppe mit viel Chili, die ihm das Wasser aus den Augen presste. Er nahm seine Brille ab, wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch fort und hustete und lachte ab- wechselnd, bis ihm das Käppi in den Schweizer Nationalfarben vom Kopf rutschte. Elisabeth Mugli begnügte sich nur mit einem Eis. Die Figur, na ja.

Frau Mugli ist eine elegante Dame, die grauen Locken frisch frisiert, die Hände manikürt, ein Seidentuch um den Hals gewickelt und den Rücken gerade durchgedrückt, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt – wie man es ihr als junges Mädchen eingetrichtert hat. Neben ihr döst Manfred Richter in seinem Rollstuhl. Reinhardt Mühlethaler, von allen nur Reini genannt, flirtet mit seiner jungen Betreuerin, und Victor Sammer hat sich bei 28 Grad eine Jacke angezogen. Es ist gerade Winter, und man wisse ja nie, ob es nicht gleich zu schneien beginnt.

Sie genießen den Schatten eines Tamarindenbaums im Innenhof eines Klosters, umgeben von Buddhas aus weißem Marmor und goldenen Türmchen. Eine Zauberwelt, die so gar nichts mit ihrer Heimat gemeinsam hat. Vor ihnen Garküchen mit Töpfen, in denen Fisch oder Suppe köchelt. Es riecht nach gebratenem Schweinefleisch, marinierten Rinderspießchen und Zitronengras. Devotionalienstände bieten Buddhastatuen und Souvenirshops T-Shirts an, auf denen "Amazing Thailand" steht – wunderbares Thailand.

Wer das Alzheimerzentrum Baan Kamlangchay besuchen möchte, muss nach Faham fahren, einer ruhigen Siedlung eines Vorortes von Chiang Mai, Thailands zweitgrößter Stadt. Keine Spur vom Trubel und Hektik, weder Smog noch Lärm. Hier schließen die Nachbarn ihre Türen nachts nicht ab, Kinder spielen auf den Straßen Federball und Verstecken. Bougainvilleas blühen, und mit den gestutzten Hecken der Vorgärten wirkt es fast wie ein gepflegter Vorort irgendwo in Deutschland. Das nächste Krankenhaus ist nur ein paar Minuten mit dem Auto entfernt, das ist wichtig für die Demenzkranken.

Martin Woodtli, 50 Jahre alt, der Gründer des Heims, sitzt am Computer seines Büros und korrespondiert mit den Angehörigen seiner Patienten. Er ist ein kräftiger Mann mit warmen Augen. Im Wohnzimmer spielt seine thailändische Frau Areewan mit dem gemeinsamen Sohn und in der Küche bereiten Angestellte das Mittagessen für seine Gäste vor. Woodtli nennt sie Gäste, nicht Patienten, das ist ihm wichtig. "Das zeigt Respekt vor einem gelebten Leben, das langsam zu Ende geht", sagt er.

Vor knapp acht Jahren hat er das Heim gegründet, und inzwischen wohnen in den sechs Häuschen zehn Patienten, die von dreißig Pflegern und Krankenschwestern rund um die Uhr betreut werden. Der Name des Heims bedeutet übersetzt: Betreuung des Herzens.

Das thailändische Abenteuer begann für Martin Woodtli mit einem Schicksalsschlag in Münsingen bei Bern. Seine Mutter war an Alzheimer erkrankt, und sein Vater nahm sich daraufhin, aus Gram und Trauer, dem geistigen und körperlichen Verfall seiner Frau tatenlos zusehen zu müssen, das Leben. Den Sohn ließ er mit der Frage zurück: "Was soll ich jetzt mit der Mutter machen?"

Viele halten die Pflege im Ausland für verwerflich

Neun Monate pflegte Woodtli sie zu Hause, "ständig musste man aufpassen, dass nichts passiert". In dieser Zeit sah er sich mehrere Heime in der Schweiz an. Wie die Pfleger dort allerdings die alten und kranken Menschen behandelten, fand er "völlig unzumutbar". Das Personal habe zu wenig Zeit für zu viele Patienten, und wenn es hektisch wird, werden die Alten schon mal an ihre Stühle gefesselt, damit sie nicht randalieren oder aus dem Heim ausbüchsen. "Das wollte ich meiner Mutter nicht antun", sagt Woodtli und hebt seinen Sohn auf seinen Schoß. Außerdem wären die Ersparnisse seiner Eltern innerhalb von zwei Jahren aufgebraucht gewesen, "für mindere Pflege in trister Atmosphäre".

Am schwierigsten war es zu Beginn, als seine Mutter begriff, welche Krankheit sie hat. Als sie sich das Gesicht mit Zahnpasta einrieb und meinte, das sei "völlig normal". Wenn sie sich in ihrem Zimmer einsperrte und hysterisch lachte, gefangen im Labyrinth ihrer Erinnerungen. Mit 73 Jahren hätte seine Mutter etwas Besseres verdient, fand Woodtli. Er wollte, dass sie geistig gefordert wird, dass sie trotz ihrer Krankheit Eindrücke bekommt, dass sich jemand um sie kümmert. "Ich wollte mit ihr noch etwas Abenteuerliches erleben. Lebensqualität ist besser als Langlebigkeit!"

Er suchte nach einer Lösung, wie Tausende von Familien in Deutschland und in der Schweiz. Bis er sich an Thailand erinnerte. Woodtli kannte das Land, die Kultur, die Menschen und ihre Sprache. In den neunziger Jahren arbeitete er vier Jahre lang für ein Aids-Projekt der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Chiang Mai. Er wusste, wie Thais mit alten Menschen umgehen. Martin Woodtli nippt an seinem Kaffee, Schweißtropfen stehen ihm auf der Stirn, während er erzählt. "Die Thais betrachten das Nachlassen von geistigen und körperlichen Fähigkeiten als ganz normalen Prozess. Die Jungen kümmern sich um die Alten, das ist selbstverständlich." Der Umgang sei hier vielleicht nicht ganz so professionell wie in Deutschland, dafür ist er menschlicher.

Im Dezember 2003 flog er mit seiner Mutter nach Thailand, gegen den Rat von Freunden und Ärzten. Sie versuchten, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, machten ihm Vorwürfe. Menschen, die sich nicht mehr in ihrer gewohnten Umgebung zurechtfinden, bringe man nicht in ein Land, in dem sie sich nicht auskennen, hielten sie ihm vor.

Woodtli hat die Argumente tausendfach gehört, tausendfach darüber nachgedacht, tausendfach diskutiert. Mit Menschen, die es für selbstverständlich halten, billige Krankenschwestern aus osteuropäischen Ländern in die Schweiz oder nach Deutschland zu importieren, es aber moralisch verwerflich finden, sich bestmögliche Pflege im Ausland zu suchen.

Inzwischen bekommt er viele Anfragen, Angebote und Hilferufe. Von Menschen, die nicht mehr wissen, was sie mit ihren Angehörigen machen sollen. Von Geschäftsleuten, die Profite aus der Pflegemisere in der Heimat schlagen wollen. Denn so könnte die Pflege der Zukunft aussehen: für eine Gesellschaft, die immer älter wird und in der Pflegenotstand für Tausende von Familien zum Alltag gehört.

Martin Woodtli hört sich diese Angebote an, Interesse aber hat er keines. Es wür- de gegen sein Konzept der familiären Atmosphäre in einem Dorf verstoßen. "Investoren wollten geeignete Ressorts aufkaufen und mir zur Verfügung stellen, damit ich mein Heim ausbaue. Ich glaube nicht, dass wir bei einem Großprojekt mit fünfzig oder mehr Betten die Qualität halten könnten." Denen gehe es eher ums Geld und fehle die ehrliche Motivation. Er selbst verzichtet auf große Profite und kann von seinem Unternehmen ganz gut leben. "Das reicht", sagt er.

Die Sprachbarriere wird mit Zärtlichkeit ausgeglichen

Finanziert wird das Heim ausschließlich durch die Beiträge der Angehörigen. Es erhält weder staatliche Subventionen noch Spenden. Deutsche Krankenkassen zahlen zwar, je nach Vertragsabschluss, Krankenhauskosten in Thailand, nicht aber den Aufenthalt in Baan Kamlangchay. Das müssen die Betroffenen selbst stemmen. Etwa 2000 Euro kostet die Betreuung in Thailand, ungefähr die Hälfte von dem, was man in Deutschland bezahlen muss.

Die deutsche Pflegeversicherung erlaubt, bis zu 180 Euro im Monat für Kranke auszugeben, wenn die zu Hause leben. Angehörige von Demenzkranken können sich kurzfristig zehn Tage unbezahlt beurlauben lassen, um die Pflege eines Fa- milienmitgliedes zu organisieren und dürfen bis zu zweihundert Euro für die Betreuung ausgeben. In den meisten Fällen reicht das hinten und vorne nicht.

Pflege ist ein Vollzeitjob, am Ende steht die Aufgabe des Berufs, der Freundschaften, der Freizeit. Plötzlich wird von Menschen, die weder ausgebildet noch vorbereitet sind auf den geistigen und körperlichen Verfall ihrer Angehörigen, verlangt, dass sie ihr bisheriges Leben aufgeben, rund um die Uhr Windeln wech- seln, Speichel abwischen, Brei kochen, füttern. Für die meisten Menschen ist die finanzielle, emotionale und körperliche Belastung zu hoch. Für die meisten Betroffenen ist gute Pflege zu teuer und bezahlbare Pflege nicht gut genug.

Nicht so in Thailand. Drei Betreuerinnen kümmern sich in drei Schichten um einen Kranken, rund um die Uhr, täglich. Die sprachliche Distanz wird mit Menschlichkeit überbrückt: Gestik, Mimik, Blickkontakte. Berührungen, kleine Massagen, Händchen halten, Umarmungen, Zärtlichkeiten dienen als Kommunikationsform. Eine Formel, um den Abstieg in das schwarze Loch, das Demenzkranke unaufhaltsam ansaugt, ein bisschen zu entschleunigen. Es sind Zuwendungen, für die in der durchstrukturierten Welt der Pflegeheime in der Heimat weder Zeit noch Geld übrig ist. Und wenn der Pfleger bei einem Restaurantbesuch auf Toilette muss, passt der Kellner auf den Patienten auf. "Für Europäer mag das ungewohnt klingen, in Thailand ist das ganz normal."

In Haus Nummer sechs kümmert sich die 26-jährige Umphorn um den 81 Jahre alten Victor Sammer. Seit drei Jahren pflegt sie den Alzheimer-Patienten, und in dieser Zeit ist sie zu seiner Bezugsperson, besten Freundin und Ersatzenkelin geworden. Jetzt sitzen sie gemeinsam auf dem Sofa und spielen das Kartenspiel Jassen, und weil Victor nicht verlieren kann, lässt Umphorn ihn gewinnen. Dafür zwingt sie ihn nach jedem Spiel sachte, einen Schluck Wasser zu trinken, damit er nicht austrocknet bei der Wärme. Seine Winterjacke darf er anbehalten. Umphorn nennt ihn Opa, und zwickt ihn immer in die Wange. Victor Sammer stellt sie liebevoll als "meinen kleinen Diktator" vor. Sie sind sich nahe gekommen in diesen Jahren, der alte Herr aus der Schweiz und die junge Frau aus den thailändischen Bergen. Da er ihren Namen ständig vergisst, hat sie einen Spitznamen bekommen: Gift – Geschenk.

"Mach doch mal ein bisschen Musik, …, wie heißt Du noch mal?", fragt Victor.

"Ich bin Gift, Opa!", sagt die junge Frau, umarmt ihn, drückt einen Kuss auf seine Wange und streichelt seine fleckigen Hände.

"Ah, richtig, Du bist die Gift. Kann ich Musik hören, bitte?"

Elisabeth Mugli telefoniert über Skype mit ihrem Neffen in der Schweiz

Umphorn geht zur Stereoanlage, kramt in einer Schublade nach Victors Lieblings-CD und legt eine Scheibe von Vico Torriani ein. Früher hat die gelernte Pflegerin in Krankenhäusern und Pflegeheimen gearbeitet. Aber die Arbeit habe ihr dort nicht gefallen, weil sie sich um zu viele Menschen auf einmal kümmern sollte. Hier könne sie sich Zeit nehmen für Victor, herausfinden, was er gerne hat und was er nicht mag. "Ich wäre unglücklich, wenn ich nur für Geld arbeiten würde", sagt sie. Achttausend Baht verdient sie im Monat, umgerechnet zweihundert Euro. Dafür teilt sie ihr Leben mit ihm, führt ihn auf die Toilette, bringt ihm Essen und schläft auf einer Matratze neben seinem Bett, falls er nachts Hilfe braucht.

Bislang sind erst zwei Patienten gestorben. Sie wurden eingeäschert, so wie es mit den Angehörigen abgesprochen war. Die freien Plätze hat Martin Woodtli neu besetzt, mit Gästen aus der Schweiz oder Deutschland. So will er es auch in Zukunft machen. Die Entscheidung, seine Mutter nach Thailand zu bringen, wo sie im Frühjahr 2006 starb, hält er nach wie vor für richtig. Ihre Heimat habe sie nicht vermisst. "Sie hat ihre Erinnerungen mit nach Thailand genommen."

In ihren letzten Jahren lief Margit Woodtli durch das Dorf Faham als wäre sie im schweizerischen Münsingen. Sie besuchte den Tempel als ginge sie in die Kirche, und auf dem Markt kaufte sie Papayas und Mangos wie einst zu Hause Äpfel und Birnen. Manchmal reiste sie zu den Anfängen ihres Lebens, glaubte das Haus zu erkennen, in dem sie als junges Mädchen zur Schule ging. Am Ende erkannte sie ihren eigenen Sohn nicht mehr. Das wäre in Münsingen wohl auch passiert. "Es geht darum, dass meine Gäste noch etwas erleben, aktiv sind, Spaß haben. Ob sie sich daran erinnern, spielt keine Rolle", sagt Martin Woodtli.

Zurück bleiben die Angehörigen, für die es durchaus eine Rolle spielt, wo sie ihre Liebsten unterbringen. Liselotte Mahler steht am Bett ihres Mannes Johann und wischt ihm Speichel aus dem Mundwinkel. Der 85-Jährige leidet an einer mittel- schweren semantischen Demenz und Parkinson. Was um ihn herum passiert, nimmt er nicht mehr wahr. Die Sprache ist ihm vor Jahren verloren gegangen. Seine Krankheit ist für sie das schlimme Ende eines langen, erfüllten Lebens. "Wir sind seit 56 Jahren verheiratet und ich vermisse ihn sehr", sagt Liselotte Mahler. Jedes Jahr kommt sie für drei Monate zu Besuch.

Den Rest des Jahres stellt sie sich Gewissensfragen: War es die richtige Entscheidung, Johann nach Thailand zu bringen? Hätte es nicht doch ein Pflegeheim gegeben, das anständige und bezahlbare Pflege geleistet hätte? In ihrem Heimat- dorf lästern die Leute. Sie hätte doch den Johann nur abgeschoben, um Ruhe zu haben, frei zu sein. Jetzt, da der Johann in Thailand sei, könne sie wieder etwas unternehmen, werfe man ihr vor. Sie spüre die Blicke, das Getuschel, wenn sie durchs Dorf geht. Und wenn sie aus Asien zurückkehrt, fragen die Leute spöttisch, wie der Urlaub gewesen sei. "Aber das sind keine Ferien, ich kann mich hier nicht erholen!"

Wie lange sie diese Belastung noch durchhalte, wisse sie nicht: die lange Reise, das ungewohnte Klima – "gesundheitlich geht es mir nicht mehr so gut", sagt sie und zeigt auf ihre Gehstöcke, eine 82-jährige Dame, die zwischen den Kon- tinenten pendelt. Bei ihrem letzten Besuch fing sie sich Denguefieber ein. Sie streicht über die Falten auf den Händen ihres Mannes, zieht mit dem Zeigefinger die Adern nach und erzählt von den beiden gemeinsamen Kindern, der Barbara und dem Georg. Keine Reaktion.

Während in Haus Nummer sechs Victor Sammer mit seiner Pflegerin Umphorn Karten spielt, fahren Manfred Richter und Philippina Zürcher zu einem Sportplatz in Chiang Mai, spazieren durch den Park, sitzen auf Parkbänken, beobachten den Sonnenuntergang oder werfen sich gegenseitig Bälle zu. Elisabeth Mugli sitzt in Martin Woodtlis Büro, telefoniert über Skype mit ihrem Neffen in der Schweiz und erzählt, dass sie großes Heimweh habe. Nach einer halben Stunde legt sie das Headset ab, bleibt noch ein paar Minuten regungslos sitzen und starrt auf den Bildschirm. Auf der Terrasse des Baan Kamlangchay sitzen einige Gäste, essen Drachenfrüchte und Ananas und wundern sich darüber, dass es in der Schweiz an diesem Tag so warm ist.

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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Aug 07, 2011 9:20 am

Der Spiegel hat diesen Artikel in einer etwas überarbeiteten Fassung auf seine Webseite übernommen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 44,00.html
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon dogmai » So Aug 07, 2011 3:10 pm

Ich werde diese(n) Artikel auf meiner Website verlinken, denn ich finde, daß es eine gute Sache ist. Es gab ja schon mehrere TV- Berichte darüber, und es hinterließ immer auch einen guten Eindruck.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon Khun Hans » So Aug 07, 2011 6:55 pm

Ja Martin ist ein super Typ!

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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon Khonggon » Fr Aug 26, 2011 3:00 am

Gestern Abend sendete das ZDF im Ausladsjournal den Bericht. Die jungen Maedchen kuemmerten sich wirklich sehr nett um die alten Menschen. Der Hintergrund des Berichtes war allerdings unser marodes Gesundheitssystem, das sehr viele Familien dazu bringt, sich Alternativen zur "normalen" Pflege zu suchen.
Haeusliche Pflege funktioniert nur, wenn noch jemand Zuhause ist, der auch noch koerperlich und geistig in der Verfassung ist den dementen Angehoerigen zu versorgen. Von den juengeren Familienmitgliedern kann man heutzutage kaum erwarten, dass sie ihre berufliche Karriere (so es denn eine gibt), an den Nagel haengen. Ausserdem wird das verdiente Geld natuerlich dringend gebraucht, um die anfallenden Kosten moeglichst auszugleichen, wenn nicht frueher oder spaeter etwaige Anschaffungen der alten Menschen, wie Haus oder irgendwelche Grundstuecke, verkauft werden muessen, um damit ihre Pflege zu finanzieren.
Die polnische Haushaltshilfe (Pflegekraft) ist fuer viele der vermeintlich letzte Ausweg. Also werden ganze Familien an den Rand des Verbrechertums getrieben..oder sie suchen sich eben eine andere Alternative.
Von staatlicher Seite wird man klaeglich im Stich gelassend..

Bitte nicht falsch verstehen; ich bin keiner, der fuer Alles und Jedes nach dem Staat schreit, aber irgendwas ist nun mal faul im Staate, wenn ich so sehe fuer was und wen alles wahnsinnige Summen "verschenkt" werden. Irgendwie ist es schon bemerkenswert, dass man sich so langsam an die Milliardenbetraege gewoehnt :wie

Gruss Hansi
Wer zornig ist, verbrennt oft an einem Tag das Holz, das er in vielen Jahren gesammelt hat.
(chinesisches Sprichwort)

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Pflege für Europäer im Fernen Osten

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mi Dez 19, 2012 8:44 am

Dokumentation "Life’s Holiday" über die Pflege europäischer Demenzkranker in Thailand" auf Radio Ö1

Pflege für Europäer im Fernen Osten


- Beim Medienfestival "Prix Europa" in Berlin wurde kürzlich die Ö1-Produktion "Life’s Holiday" als bestes europäisches Feature des Jahres ausgezeichent.

Die Auszeichnung für das Radio-Feature, die Dokumentation "Life’s Holiday" von Franziska Dorau über die Pflege europäischer Demenzkranker in Thailand", erfolgte kürzlich beim Medienfestival "Prix Europa" in Berlin: als bestes europäisches Feature des Jahres 2012.

Die vom ORF produzierte Sendung wurde in der Kategorie "Radio Documentary" von einer 39-köpfigen Fachjury aus 31 eingereichten internationalen Radiodokumentationen ausgewählt.

Die Dokumentation berichtet von einem Schweizer Altenpfleger als Unternehmer: In Thailand pflegt er mit kostengünstiger einheimischer Belegschaft Demenzkranke aus Europa. Billiger als private Schweizer Pflegeheime und mit mehr Personal.

In Ferien oder der letzte Platz?

Faham Village ist ein Vorort der 150.000-Einwohner-Stadt Chiang Mai im Norden Thailands. Die Luft ist mild, der Himmel weißlich-blau. In der Ferne sind Berge zu sehen. Eine ruhige, asphaltierte Straße wird von Einfamilienhäusern mit rotgedeckten Dächern und schmiedeeisernen Gartentoren gesäumt, so beschreibt die Sendungsgestalterin die Szenerie. Hinter den Toren finden sich wuchernde tropische Gärten, in denen bunte Windspiele mit Glöckchen hängen. Elisabeth, eine 89-jährige Schweizerin, und ihre Betreuerin Gao, eine junge Thai, sind gerade beim nachmittäglichen Früchteessen im Haupthaus des Pflegeheims "Baan Kamlangchay".

"Ich habe kein Heim mehr daheim, mein Heim ist hier", fasst Frau Elisabeth die Seltsamkeit ihrer neuen Lebenssituation in Südostasien zusammen. Die Frage stellt sich: Ist sie hier in den Ferien? Oder ist es "ihr letzter Platz"? Ist sie wirklich schon seit zwei Jahren da, wie Gao es behauptet? Oder doch erst seit zwei Wochen, wie ihr Gefühl es ihr sagt? Um diese Fragen kreist Frau Elisabeths Bewusstsein, seit sie von ihren Töchtern aus der Schweiz nach Chiang Mai gebracht wurde.

Einmal im Jahr kommt Besuch

Mit zehn weiteren Alzheimer- und Demenzkranken aus Deutschland und der Schweiz verbringt sie ihren Lebensabend in "Baan Kamlangchay". Etwa einmal jährlich wird die alte Dame von ihren Töchter Jaqueline und Sibylle in Chiang Mai besucht. Zwischendurch melden ihre Angehörigen sich per Skype bei ihr.
Betreuung ist für den einzelnen Gast rund um die Uhr gewährleistet.

Die meisten der Gäste in Baan Kamlangchay sind bereits im späten, "non-verbalen" Stadium des geistigen Abbaus angelangt. Wie etwa Bernard aus der französischen Schweiz. Vor seiner Erkrankung war er Sport- und Reisejournalist. Seine Frau, Christiane, hat ihn vor vier Jahren nach Chiang Mai gebracht.

Sie bereut ihre Entscheidung nicht, obwohl sie ihn nur einmal jährlich besuchen kann. In der Schweiz wären die Pflegeheime entweder nicht leistbar oder nicht zumutbar, sagt sie. Bernard, erzählt sie, habe sich - im Gegensatz zu anderen Patienten - freiwillig entschieden, nach Thailand zu gehen, als er dazu noch in der Lage war.

Drei Betreuerinnen kommen hier auf jeden einzelnen der Gäste. Sie wechseln sich im Schichtdienst ab. Somit ist eine umfassende Betreuung rund um die Uhr gewährleistet.

Wiener Zeitung
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Apr 09, 2013 10:16 am

Ein aktualisierter Artikel zu Baan Kamlangchay steht heute auf der Webseite der WAZ:

http://www.derwesten.de/panorama/europa ... 15064.html
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Mousemelk (†2019)
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon Mousemelk (†2019) » Mi Apr 17, 2013 3:32 pm

Auszuege:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 73044.html
06. August 2011, 15:32 Uhr
Meist ist die finanzielle Belastung zu hoch
Finanziert wird das Heim ausschließlich durch die Beiträge der Angehörigen. Es erhält weder staatliche Subventionen noch Spenden. Deutsche Krankenkassen zahlen zwar, je nach Vertragsabschluss, Krankenhauskosten in Thailand, nicht aber den Aufenthalt in Baan Kamlangchay. Das müssen die Betroffenen selbst stemmen. Etwa 2000 Euro kostet die Betreuung in Thailand, ungefähr die Hälfte von dem, was man in Deutschland bezahlen muss.


http://www.derwesten.de/panorama/europa ... 15064.html
08.04.2013 19:41 Uhr
Die Rundum-Versorgung eines Patienten kostet im Alzheimerzentrum Baan Kanglamchay in Thailand 2700 Euro im Monat - deutlich weniger als in Pflegeheimen in Deutschland. Drei einheimische Betreuerinnen kümmern sich um einen Gast und nachts schläft eine Betreuungskraft auf einer Matte neben dem Bett.

Ein Pflege-Modell, das dem Schweizer zufolge nur wegen seiner überschaubaren Größe funktioniere. Mehr als 13 Gäste nimmt er in Baan Kamlangchay nicht zeitgleich auf. „Wir leben in einer Art Familiensituation.“ In der Heimat scheitere die mangels Pflegekräften und Geld: „Aktivere Bewohner werden dort oft mit Medikamenten ruhig gestellt.“
Andere Großprojekte derzeit in Planung
Auch in Thailand sieht Woodtli bereits europäische Tendenzen. Nur etwa 40 Kilometer von Chiang Mai entfernt planten Investoren aus der Schweiz derzeit ein Millionenprojekt: Auf 35.000 Quadratmetern sollen dort in zwei Jahren rund 90 Alzheimerkranke aus dem Ausland untergebracht werden. Die Einrichtung werde luxuriöser, der Personalschlüssel höher als in Deutschland oder in der Schweiz – „letztlich geht es aber in dieselbe Richtung“. Davon wolle er sich distanzieren, sagt Woodtli.

http://www.alzheimerthailand.com/Alzhei ... /Index.asp
Kosten
Verbindliche Angaben über die Kosten eines Aufenthalts können im Vorfeld nicht gemacht werden. Jede Anfrage wird individuell betrachtet und beurteilt und im Anschluss ein entsprechender Kostenvoranschlag erstellt, der der jeweiligen Betreuungssituation gerecht werden soll. Massgebend ist die Dauer des Aufenthalts, der Betreuungsaufwand (Betreuungsutensilien) und die Aktivitäten. Als Richtlinie können wir davon ausgehen, dass die Gesamtkosten für einen Aufenthalt in Baan Kamlangchay in der Regel weniger als die Hälfte bei einer Pflegeeinrichtung in der Schweiz oder in Deutschland betragen.

Anmerkung zu, Mehr als 13 Gäste... hier siehe unter dem Seitentap Kontakt /Lageplan den Lageplan an.
13 Gäste* a' 2.700EUR = 35.100EUR (Brutto) im Monat

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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon dogmai » Do Apr 18, 2013 2:24 am

Mousemelk hat geschrieben:13 Gäste* a' 2.700EUR = 35.100EUR (Brutto) im Monat


Das ist natürlich leicht auszurechnen, wird aber insgesamt der Situation nicht gerecht. Mir sagt, das, daß dieses Haus nicht wegen des Gewinns unterhalten wird.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
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Mousemelk (†2019)
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon Mousemelk (†2019) » Fr Apr 19, 2013 9:57 pm

Mousemelk hat geschrieben:Auch in Thailand sieht Woodtli bereits europäische Tendenzen. Nur etwa 40 Kilometer von Chiang Mai entfernt planten Investoren aus der Schweiz derzeit ein Millionenprojekt: Auf 35.000 Quadratmetern sollen dort in zwei Jahren rund 90 Alzheimerkranke aus dem Ausland untergebracht werden. Die Einrichtung werde luxuriöser, der Personalschlüssel höher als in Deutschland oder in der Schweiz – „letztlich geht es aber in dieselbe Richtung“. Davon wolle er sich distanzieren, sagt Woodtli.

90 Alzheimerkranke
90 X 2800EUR = 252.000EUR (Brutto) im Monat

bild000.jpg
Auszug aus Internetseite (Kontakt /Lageplan)
bild000.jpg (24.17 KiB) 21982 mal betrachtet


alzheimerthailand.com ist bei einem Provider in den USA registriert.

Die Anlage befindet sich in Thailand, also unterliegt sie dem thailaendischen Steuerrecht. Wie die Bezahlung erfolgt kann ich nicht ersehen, ob in der Schweiz oder in Thailand.
Anstelle von Patienten wird von „Gästen“ zu gesprochen.
Warum wird von Gaesten geschrieben, da fuer die Unterbringung eine Bezahlung gleich einer Haeuser-Anlage genommen werden kann.
Laut Lageplan muss es sich um eine groessere Anlage handeln.

Von den VISA-Angelegenheiten wird nicht geschrieben. Wird die Gesundheits-Untersuchung nicht durchgefuehrt?

dogmai hat geschrieben:Mir sagt, das, daß dieses Haus nicht wegen des Gewinns unterhalten wird.

Wenn die Berechnung mit 13 Gaesten ist und es sind nur 6 Gaeste.
Wie werden die Unkosten fuer die Haeuser und das Personal gedeckt?

http://www.alzheimerthailand.de
Da fuer diese Internetseite deutsches Recht gilt, ich besitze einen Pass der BRD, gebe ich nur eine Niederschrift meines Gedaechnisses wieder.
Die beschriebene Anlage soll im Jahre 2014 in Betrieb gehen.
Preis fuer die 24Std Betreung im Monat= 2800EUR
Es wird auch hier von Gaesten geschrieben und nicht von Alzheimer Patienten.
Also ist es gewerblich, die Aufsichtsbehoerde befindet sich in Thailand.
Also gilt thailaendisches Recht.

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dogmai
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Apr 20, 2013 12:18 am

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was du mit deinen Beiträgen eigentlich aussagen willst :wie
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
Nostalgie: https://www.thailand-seite.de/Thailandnostalgie/

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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon KoratCat » So Mai 12, 2013 2:10 pm

Gemeinden interessiert an Demenz-Zentren in Thailand

In Thailand ist ein Resort für Schweizer Demenz-Patienten im Entstehen. Kantone und vor allem finanzschwache Gemeinden zeigen Interesse, denn sie könnten viel Geld sparen.

Das Schweizer Betreuungsnetz erreicht seine personellen und finanziellen Grenzen – jetzt wittern Investoren das grosse Geschäft mit kostengünstigen Angeboten im Ausland. Auch Kantone und Gemeinden zeigten Interesse an günstigen ausländischen Betreuungsangeboten für Schweizer Demenz-Kranke, berichtet die Zeitung «Schweiz am Sonntag»: Vor allem für finanzschwache Gemeinden, die sich bei Bedarf an den Pflegekosten beteiligen müssen, liesse sich mit den Angeboten viel sparen. In Thailand beispielsweise koste der Aufenthalt für Demenz-Kranke rund 5800 Franken pro Monat – halb so viel wie in der Schweiz.

Dort seien die Schweizer Patienten mehr als willkommen, schreibt die Zeitung weiter. Unter anderem sei in Thailand ein Grossprojekt mit sechs Wohneinheiten für rund 50 Demenz-Kranke und ihre Ehepartner am Entstehen. Das Resort umfasse einen 36'000 Quadratmeter grossen und gesicherten Park. Die Bewohner geniessen eine 24-Stunden-Betreuung und eine Atmosphäre nach Schweizer Art, mit eigener Bäckerei und Restaurant.

Finanziert wird das Projekt von einer Investorengruppe um den Baselbieter Vermögensverwalter Roger Holzer. «Wir haben viel Zeit und Geld in das Konzept investiert und dabei festgestellt, dass das Bedürfnis für solche Einrichtungen riesig ist», sagt Holzer gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Für ihn ist die Alzheimer-Einrichtung erst der Anfang, wie er weiter sagt. Neben dem Angebot für Demenz-Kranke wollen die Investoren nämlich weitere Resorts in Thailand aufbauen. So unter anderem für Burnout-Patienten und Suchtkranke. Laut Holzer ist die Nachfrage nach Betreuungsplätzen unerschöpflich.

Krankenkassen zahlen einen Beitrag

Ärzte wie der Demenz-Experte Albert Wettstein gehen davon aus, dass in Zukunft vermehrt alte Menschen aus der Schweiz in ausländischen Heimen betreut und gepflegt werden – nicht nur Alzheimer-Kranke. Bereits jetzt bietet die Schweizer Firma Novacorpus Alters- und Pflegeplätze in Kroatien an. Und in Spanien können Schweizer Pensionäre einen Platz in einer englischen Altersheimkette buchen. Die Krankenkassen zahlen einen Beitrag an die Heimunterkunft, wenn sich diese in EU- oder Efta-Staaten befinden.

Skeptisch zeigt sich die Aargauer CVP-Nationalrätin Ruth Humbel, Mitglied der nationalrätlichen Gesundheitskommission, Demenz-Kranke im Ausland zu betreuen. Sie findet ein Abschieben von pflegebedürftigen Menschen, sei es bei Alzheimer oder einer anderen Krankheit in ein Billiglohnland wie Thailand für ein reiches Land wie die Schweiz «nicht akzeptabel». Humbel: «Dazu ist es gegenüber den betroffenen Menschen unwürdig.»

Basler Zeitung
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Mousemelk (†2019)
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon Mousemelk (†2019) » Mo Mai 13, 2013 1:07 pm

Hier ein Bericht aus einer deutschen Zeitung
http://www.express.de/gesund-fit/-kuschel-roboter-aus-japan-laesst-demenzkranke-wieder-lachen,9567976,22711310.html

Eine Robotor-Robbe, Die Erfindung aus Japan wird auch in deutschen Pflegeheimen genutzt.


ARD-Alzheimer-DramaSo funktioniert die Kuschel-Robbe mit den Knopfaugen
Ein Schnuller ist die Ladestation für die Roboter-Robbe. Sie gibt Geräusche von sich, kann sich bewegen und an den Patienten schmiegen.
Ein Schnuller ist die Ladestation für die Roboter-Robbe. Sie gibt Geräusche von sich, kann sich bewegen und an den Patienten schmiegen.
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Sie hat dunkle Knopfaugen und ein weißes, weiches Plüschfell. Eine Robotor-Robbe aus Japan soll bei Menschen mit Demenz Gefühle wecken und sie zurück in die Realität holen. Die Erfindung aus Japan wird auch in deutschen Pflegeheimen genutzt.

In einer ARD-Reportage nach dem Alzheimer-Drama „Die Auslöschung“ wurde der Roboter vorgestellt.

Ab einem gewissen Krankheitsstadium sind die Blicke oft starr, die Wahrnehmung ist gestört. Meist ist es nicht leicht, den Zugang zu einem Menschen mit fortgeschrittener Demenz zu finden. Einem Robben-Roboter aus Japan gelingt das. Zunehmend findet der Schmuse-Roboter auch in Deutschland Abnehmer. Doch es gibt auch Kritiker, die den Einsatz moralisch nicht vertretbar finden.

„Man kann beobachten, wie sie in die wahre Welt wieder zurückgeholt werden“, erzählt Betreuungskraft Isolde Traub vom Altenzentrum St. Elisabeth im bayerischen Senden. Traub nimmt immer wieder auch über den Roboter mit den großen dunklen Augen und dem kuscheligen Fell Kontakt zu ihren Patienten auf. „Sie reagieren mit den Augen, und die Gesichtsmimik geht immer ins Freundliche, ins Lächelnde.“

Plüschroboter ist mit Sensoren ausgestattet

„Ui, ui, ui. Was hast du denn zu blinzeln? Ja, ja, ja ...“, sagt die 85-jährige Eleonore M., als Traub ihr den Robben-Roboter vorstellt. Sie ist entzückt, lacht immer wieder und streichelt der Erfindung namens Paro übers Fell. Der weiße Plüsch-Roboter ist mit Sensoren ausgestattet, reagiert auf Stimmen, ruft wie eine Robbe, öffnet die Augen und kann seinen Kopf wie ein Kind auf die Brust legen.

Auf die Frage, ob ihr das gefalle, sagt Eleonore M.: „Ich habe Tiere schon immer gemocht.“ Sie erinnert sich daran, dass sie selbst Hunde hatte, etwa einen Dackel und einen großen Hund.

Roboter ersetzt den Menschen nicht

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Das Altenzentrum ist eines von derzeit 50 Einrichtungen in Deutschland, die sich eine Roboterrobbe zugelegt haben, mindestens genauso viele werden getestet. Die Reaktionen der Patienten seien verschieden, sagt Geschäftsführerin Anna Marie Oestreicher. „Bei dem einen kann man erreichen, dass er eine Gedächtnisbarriere überschreitet, bei dem anderen ist es eine Möglichkeit, dass man überhaupt Kommunikation entstehen lassen kann.“

Der Roboter ersetze den Menschen nicht. „Sie können den Paro nicht den Menschen in die Hand drücken und gehen“, sagt Oestreicher. „Das ist nur ein Hilfsmittel, mehr nicht - da braucht es eine Person dazu, die den Kontakt knüpft und die Kommunikation aufbaut.“ 5700 Euro kostete die Robbe, das sei nur gegangen, weil es Spender gab.

Menschliche Zuwendung macht mehr Sinn

Die Psychologin Gabriele Guth aus Wesel in NRW erklärt, Zuwendung und Nähe seien existenzielle Bedürfnisse des Menschen. „Demenz bedeutet zu vergessen, sich aus dem Leben kognitiv zurückzuziehen. Spüren und Fühlen wird wichtig, gibt Halt, Sicherheit und Geborgenheit“, sagt Guth. „Alle Methoden, die das unterstützen, sind hilfreich.“ Dennoch mache menschliche Zuwendung noch mehr Sinn als ein Roboter.

Gabriele Zander-Schneider, Leiterin der Alzheimer Selbsthilfe in Köln, hat aus ethischen Gründen große Bauchschmerzen damit. „Was ist das für eine Gesellschaft, die Roboter einsetzt, um Grundbedürfnisse zu befriedigen, nämlich Zuwendung.“ Die Leiterin des Vereins mit 6000 Patientenkontakten im Jahr mahnt zur Vorsicht. Im Namen der Demenz würde immer mehr Geld gemacht.

Preis ist eine große Hürde

Tobias Bachhausen ist autorisierter Händler für Deutschland betont: „Paro ist kein Platzhalter, sondern eine hilfreiche Ergänzung.“ Das Interesse an Paro steige deutlich, aber der hohe Preis sei nach wie vor eine große Hürde, sagt Bachhausen. In Japan, dem Ursprungsland des Roboters, seien um die 1700 Stück im Einsatz.

Lydia H. drückt den Roboter liebevoll an sich. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nichts gegessen, dann hättest du alles gekriegt“, sagt die 82-Jährige der Robbe. Manche Patienten würden auch beim Hinweis darauf, dass das Tier nicht echt sei, nicht reagieren, sagt die Betreuungskraft Traub. Wichtig sei dann nur das Gefühl, das die Patienten erlebten. „Aber wir haben was zu essen für ihn“, nimmt Traub das Gespräch mit der Demenzkranken auf.

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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mi Mai 15, 2013 7:22 pm

Altenpflege unter Palmen

Zwei Baselbieter planen ein Demenzzentrum in Thailand. Kritiker befürchten, dass der tiefe Preis dazu animieren könnte, Demenzkranke abzuschieben.

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«Wir wollen Leute, die gerne kommen.» In Chiang Mai, im Norden Thailands, entsteht ein Demenzresort mit sechs Bungalows zu zwölf Zimmern
(Visualisierung).


Sonne, Palmen, Pool, Spa, Restaurant, Beautysalon, riesige Parkanlage – in Thailand entsteht zurzeit für acht Millionen Franken ein Schweizer Resort. Allerdings ist die ­Anlage nicht für Touristen gedacht, ­sondern für rund 48 Schweizer Demenzkranke und ihre Lebenspartner. Diese erhalten dort ab Februar 2014 eine ­persönliche 24-Stunden-Rundumbetreuung – zu einem für Schweizer Verhältnisse unschlagbaren Preis. Offenbar haben bereits erste Kantone und Gemeinden Interesse signalisiert.

Hinter dem Projekt Vivo bene stehen der Wahl-Therwiler und Pädagoge Bernhard Rutz und der Liestaler Vermögensverwalter Roger Holzer. Beide zeichnen bereits für andere, heute etablierte Projekte verantwortlich: Rutz hat den Fahrradverleih an den Schweizer Bahnhöfen aufgezogen und den UBS Key Club entwickelt, Holzer ist Gründungsmitglied der Brauerei Farnsburg.

Fürsorglicher Umgang

Bernhard Rutz arbeitet bereits seit sechs Jahren an dem Demenzprojekt. Als Fachberater fungieren ausgewiesene Demenzexperten, wie die ehemalige Gründerin der Memory Clinic in Basel. «Man weiss, dass der gesunde Partner in der Regel nach sechs Jahren Pflege so ausgelaugt ist, dass er kranker wird als der kranke Partner. Bei uns können ­Ehepaare zusammenbleiben, ohne dass dies geschieht», so Rutz. Der 68-Jährige reist selber seit 35 Jahren nach Thailand und schwärmt vom fürsorglichen und respektvollen Umgang der Thailänder mit alten Menschen. Doch das geplante Thailänder Demenzzentrum, über das in verschiedenen Medien berichtet wurde, polarisiert.

Hauptgrund für die Kritik ist, dass der tiefe Preis dazu animieren könnte, Demenzkranke abzuschieben. Wohnen, Essen, Pflege, Betreuung und Aktivitäten kosten im Vivo bene 5800 Franken im Monat, egal, wie intensiv die demente Person gepflegt werden muss. Der gesunde Partner bezahlt 1500 Franken. Zum Vergleich ein zufällig ausgewähltes Kostenbeispiel aus dem Baselbiet: Bei der höchsten Pflegestufe kostet ein Aufenthalt rund 13'000 Franken. 3200 Franken davon übernimmt die Krankenkasse, 2200 Franken die Gemeinde. Den Rest muss die betroffene Person bezahlen, falls sie es vermag. Sonst muss die Gemeinde einspringen. Bei der Thailand-Alternative könnten Kantone, Gemeinden oder Angehörige unter Umständen viel Geld sparen.

Projektleiter Bernhard Rutz will dies gar nicht abstreiten. Jedoch gehe es keinesfalls darum, Demente nach Thailand abzuschieben: «Wir wollen nur Leute, die gerne dorthin kommen. Am liebsten Ehepaare. Dann ist es für alle eine Win-win-Situation.»

Ethische Probleme

SP-Landrätin Pia Fankhauser, die in der landrätlichen Gesundheitskommission sitzt, findet es trotzdem unethisch, wenn Gemeinden oder Kantone an einem solchen Modell Interesse zeigen. Natürlich sei es völlig in Ordnung, wenn jemand aus eigenem Antrieb nach Thailand wolle. Doch was, wenn der von Demenz Betroffene nicht mehr urteilsfähig ist? «Irgendwann kommt immer die Kostenfrage. Wer entscheidet dann, ob Thailand eine Option ist? Und vor allem: Wer entscheidet, wenn es keine Angehörigen mehr gibt? Etwa die Gemeinde?»

Philipp Waibel, Leiter der Gesundheitsdienste Basel-Stadt, bestätigt, dass es erste Kontakte mit den Initianten des Projektes gegeben hat. «Wir stehen dem Projekt neutral gegenüber. Am Schluss wird es um die Frage gehen, wie wir es handhaben, wen jemand freiwillig nach Thailand will.» Unfreiwillig könne man sowieso niemanden ins Ausland schicken: «Zum heutigen Zeitpunkt gibt es kein Gesetz, das Kantonen oder Gemeinden dieses Recht zugesteht», so Waibel.

Remo Gysin, Co-Präsident der Grauen Panther Nordwestschweiz, kann der Thailand-Idee nicht viel abgewinnen: «Man bekommt im Ausland alles billiger. Doch unsere Hochbetagten haben ein Recht darauf, dass wir unsere Altersprobleme hier lösen.» Ein weiterer Kritikpunkt, der häufig genannt wird, ist die Entwurzelung der Patienten. «Demenzkranke Menschen brauchen Stabilität. Es ist wichtig, dass ihre Bedürfnisse und ihre Sprache verstanden werden. Das alles ist in Thailand infrage gestellt», sagt Pia Fankhauser.

Der Ort ist nicht so wichtig

«Klar wäre es ideal, wenn wir Vivo bene in Therwil oder Oberwil anbieten könnten. Doch das ist wegen der Personalkosten und dem Platz, den wir für unser Konzept benötigen, nicht möglich», sagt Rutz. Zudem würden auch in Schweizer Heimen die meisten Dementen nicht mehr von Schweizern betreut. «Alzheimerpatienten leben in einer kleinen Welt. Es ist nicht so wichtig, wo das ist, wenn die Betreuung stimmt.»

Roger Holzer plant bereits Projekte für Suchtkranke und Burn-out-Patienten in Thailand. Dem Vorwurf der puren Geldmacherei widerspricht er: «Natürlich wollen wir Geld verdienen. Doch wenn es nur darum ginge, gäbe es lukrativere Projekte.» Er ist überzeugt, dass er der Gesellschaft mit seiner Investition einen Dienst leistet. «Bei Vivo bene steht der Patient im Mittelpunkt. Es wird niemand um 18 Uhr mit einer Schlaftablette gefüttert, damit er die Nachtwache nicht stresst», so Holzer. In seiner Familie gebe es einige Alzheimerfälle. Sein Vater wolle jedoch, falls er dement würde, nicht nach Thailand: «Das respektiere ich. Ich selber würde aber sofort gehen.» Bernhard Rutz lebt bereits jetzt jeden zweiten Monat in Thailand. Sobald das Zentrum in Betrieb gehe, werde er seinen dementen Onkel und dessen Frau dorthin mitnehmen. (Basler Zeitung)
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Re: Pflege im Ausland: Dement unter Palmen

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mi Mai 22, 2013 9:26 am

Thema bei STIFTUNG WARENTEST:

Frage und Antwort: Pflege unter Palmen – zahlt die Versicherung auch in Thai­land?

http://www.test.de/Frage-und-Antwort-Pf ... 4540537-0/
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