Klar, man kann sich vorstellen, wenn man einen Kneipenwirt als seinem Freundeskreis zugehörig erachtet, dass man sich eben bei ihm trifft. Gehört man aber schon einem "Freundeskreis" an, wenn man früher in einem Nachbarland gewohnt hat und mehr oder vielleicht gar weniger die gleiche Sprache spricht? Für manche mag das schon von Bedeutung sein, von einer Kneipe zu wissen, deren Wirt ihre Worte zu verstehen scheint und ab und zu nickt oder ein belangloses "Ich verstehe!" murmelt? Reicht das aber oder liegt da auch eine Gefahr? Ich kann mich an einen jungen Deutschen hier in Korat erinnern, der angesichts des "Geister- und Hexenkults" seiner in einen Dorfstreit verwickelten Thaifrau ganz verzweifelt den katholischen Priester (einen Thai) aufsuchte. Der zog mich (damals Lehrkraft an der benachbarten Bildungsinstitution) hinzu, und wir konnten den jungen Deutschen beruhigen und in Gesprächen die Thaikultur erörtern, die dahintersteckt, so dass der junge Mann sich nicht mehr fürchten brauchte.
Nun sagt man aber von einem Wirt "Wer nichts wird, der wird Wirt!" oder so ähnlich. Man traut ihm also allgemein von vorneherein nicht viel Sachverstand zu. Ein paar wenige sind tatsächlich im Hotel- und Gaststättengewerbe ausgebildet oder haben da auch langjährige Berufserfahrung. Da ist diese Voreinschätzung sicher fehl am Platz. Die haben das gelernt und behalten ihre Geschäfte im Griff, auch wenn sie es im wenig konsumfreudigen Korat sicher nicht leicht haben. Aber letztendlich überzeugt uns doch Qualität, auch wenn sie ihren Preis hat. Liegt die Qualität nur beim Essen und der Hygiene des Lokals etc. oder gibt es da vielleicht gerade bei einem Lokal an einem Ort wie Korat noch ein weiteres "Qualitätserfordernis"?
Was hat nun mein Beispiel des "Geister- und Hexenkults" mit dem Kneipenwirt und Sachverstand bzw. "Qualität" zu tun? Ganz einfach: weil er sich als "Fachmann" allein mit seinen Sprachkenntnissen anbietet. Das kann aber häufig arg ins Auge gehen. Man sollte nicht verkennen, welche Ansprüche an einen Kneipenwirt gestellt werden, der in der weiten Ferne um seine Landsleute o. ä. wirbt. Wer verzweifelt ist und Rat oder Beruhigung sucht, greift nämlich meist nach dem Nächsten, was ihm als Rettungsanker erscheint: er rennt in die Kneipe, um sich zu betäuben oder auch auszuweinen, sich das Problem erst mal von der Seele zu reden. Es freut den Wirt sicher, wenn er ausschenken kann, wobei das ja nichts mit "schenken" zu tun hat.

Ein chronischer Streithansel mit festgefahrenen und absurden Lebensvorstellungen als Kneipenwirt kann in einer solchen Situation nämlich eben gerade viel mehr schaden als helfen. Nicht nur, dass er über keine Verbindungen zu Leuten mit Erfahrung und Sachverstand verfügt, die er in einem solchen Fall herbeiziehen könnte; mit denen liegt er ja selbst im Dauerstreit.

Und gerade in Korat mit seinen fast ausschließlichen bikulturellen Partnerschaften und Residenten hohen Alters unter den Nicht-Thais, die mit recht hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann mal der fachmännischen Hilfe oder fachmännischen Rats bedürfen, ist das Werben als "Treffpunkt für Landsleute" mit einer extrem hohen Verantwortung verbunden; denn es geht ja eben nicht nur um das Verkaufen von Bier. Es gibt sicher noch viel über weitere Implikationen des "Wirts für die Landsleute" zu sagen. Das erst mal als Einleitung.

Klaus
P.S. Dann darf man natürlich auch nicht vergessen, dass der Wirt mitunter durch seine Gebräuche einen extrem schlechten "Geruch" hinterlässt. Zum Beispiel wurde in dem ehemaligen "Deutschen Haus" neben Chez Andy alljährlich der Geburtstag Hitlers mit Pauken und Trompeten gefeiert. Schlussfolgerung: Alle Deutschen in Korat sind Nazis! Also den Kneipenwirten obliegt viel Verantwortung, von denen die wenigsten sich imstande zeigen, ihr gerecht zu werden.